So wird die Offizin attraktiv für Alt und Jung |
Laura Rudolph |
01.10.2023 13:00 Uhr |
Abwechslung, Wertschätzung und eine »gesunde« Führung sind drei von vielen Aspekten, die einen attraktiven Arbeitsplatz ausmachen – auch in der Apotheke. / Foto: Getty Images/alvarez
»Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt.« Mit diesem Zitat des Philosophen Aristoteles leitete Anna Schatz, gelernte PTA und Coach für Manager und Führungskräfte, die Gesprächsrunde »Generationen verbinden: Die Kunst der generationsübergreifenden Führung« am vergangenen Donnerstag beim Apoleadership-Campus auf der Expopharm ein.
Sie spielte damit auf Generationenkonflikte an, die sich nicht letztlich auch am Arbeitsplatz zeigen können, da die Einstellung zur Arbeit und die Anforderungen über Generationen hinweg stetig im Wandel seien. Während die Generation der Babyboomer (1946 bis 1964) beispielsweise »lebt(e), um zu arbeiten« und nicht selten das gesamte Berufsleben einem Arbeitgeber treu bliebe, sei in der folgenden Generation X (1965 bis 1978) der Wunsch nach Spaß und Konsum in der Zeit nach der Arbeit lauter, erklärte Schatz.
Die Generation Y (1979 und 1997) wolle nicht mehr nur leben, um zu arbeiten. Sie wünsche sich eine gute Work-Life-Balance und Autonomie, außerdem eine sinnstiftende Tätigkeit. »Man könnte diese Generation auch als Generation Sinnsuche bezeichnen«, so die Coachin. Noch digitaler und noch schneller in der Kommunikation sei die Generation Z (1997 bis 2012), die derzeit jüngste, die sich auf dem Arbeitsmarkt befindet. Sie fordere Partizipation und Flexibilität im Job und sei wenig kompromissbreit: »Mein Job muss zu meiner Persönlichkeit passen.« Mit welchen Wünschen und Anforderungen die Generation Alpha (ab 2013) in etwa in zehn Jahren »mit voller Wucht« auf den Arbeitsmarkt kommen wird, sei noch offen, so Schatz.
Was alle Generationen vereine, sei der starke Wunsch nach einer »gesunden« Führung, sprich: Eine Führungskraft sollte eine klare Haltung einnehmen und diese vertreten und stets für ihre Werte einstehen und nach diesen handeln. »Niemand will eine Chefin oder einen Chef, die oder der sich selbst nicht guttut«, verdeutlichte Schatz. Die Coachin für Führungskräfte ergänzte: »Das wichtigste in Deiner Führung ist Deine Aura«.
Führungskräften empfiehlt Schatz außerdem, in Bewerbungsgesprächen auf früher übliche Fragen wie »Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen?« zu verzichten. »Wir haben derzeit einen Arbeitnehmermarkt. Sie müssen die Bewerber mehr von sich überzeugen als umgekehrt.« Stattdessen empfiehlt Schatz etwa Fragen wie: »Was hat Sie an Ihrer letzten Arbeitsstelle motiviert oder demotiviert?«
Wie kann speziell die Apotheke als Arbeitsplatz attraktiv sein und bleiben? Marc Kriesten, Inhaber der Glückauf-Apotheke in Dinslaken, lieferte in der Gesprächsrunde einige Impulse: »Wir sind beispielsweise ein attraktiver Arbeitgeber, weil wir etwa digital sind und teilweise Homeoffice anbieten.«
Melanie Junker, Inhaberin der Dr. Grimms Apotheke in Hamburg, rät außerdem, über eine Honorierung von weiten Anfahrtsstrecken nachzudenken, insbesondere, wenn die Apotheke in einer Großstadt mit angespanntem Wohnungsmarkt liegt.
Die Bedeutung eines abwechslungsreichen Arbeitsalltags betonte Thomas Reipen, Apothekeninhaber und Geschäftsführer der Apondium GmbH: »Beispielsweise können PTA abwechselnd in der Rezeptur und am HV tätig sein oder auch Apotheker bei den pDL unterstützen. Die Mischung macht es.«
Dr. Devid El-Wahsch, Apotheker und Gründer der Flying Pharmacist Plattform zur Vermittlung von Vertretungsapothekern, meinte: »Letztlich ist es auch die Freiheit und Flexibilität, die einen Job attraktiv macht, beispielsweise indem die Arbeitnehmer selbst entscheiden können, wann und wo sie arbeiten.« Außerdem müsse man sich auf einen sehr veränderlichen Arbeitsmarkt einstellen und es bräuchte mehr digitale Lösungen.