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Medikationsmanagement

So wird aus Apotheker und Arzt ein Team

An diesem Wochenende fand der erste Teil des Wochenendworkshops »Patient und Pharmazeutische Betreuung« in Hannover statt. Es ging unter anderem um die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Apotheker und Arzt beim Medikationsmanagement. Wann und wie es funktioniert und wo es hapert, erläuterte Privatdozentin Dr. Hanna Seidling, Leiterin der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie am Universitätsklinikum Heidelberg.
Daniela Hüttemann
29.10.2018  11:42 Uhr

»Aus frühen Studien zum Medikationsmanagement haben wir zwei Dinge gelernt: erstens dass der Erfolg von Interventionen durch interprofessionelle Zusammenarbeit nicht anhält, wenn man den gemeinsamen Weg nicht fortführt, und zweitens dass einen Nutzen vor allem eng definierte Patientengruppen mit besonders kritischer Medikation haben oder Patienten, die schlecht eingestellt sind«, erklärte die Apothekerin.

Interprofessionelle Zusammenarbeit fange im Kleinen an, müsse gelebt werden und lasse sich nicht einfach von oben per Gesetz vorgeben. Entscheidend sei das Vertrauen zwischen Arzt und Apotheker und natürlich auch im Therapiedreieck mit dem Patienten. »Für den Erfolg ist ein gut abgestimmter Prozess mit zahlreichen interprofessionellen Bausteinen vonnöten, was letztlich auch die Akzeptanz der pharmazeutischen Empfehlungen durch den Arzt fördert«, so Seidling. Unter dieser Voraussetzung würden im Schnitt 50 bis 80 Prozent der apothekerlichen Änderungsvorschläge akzeptiert.

In anderen Ländern findet bereits seit Jahren eine strukturierte Zusammenarbeit statt: So besuchen in Australien seit 1997 Apotheker die Patienten auf ärztliche Verordnung zu Hause, um ein sogenanntes Home Medication Review über die gesamte Hausapotheke zu erstellen. In Großbritannien erarbeiten entsprechend fortgebildete und akkreditierte Apotheker seit 2005 sogenannte Medicines Use Reviews, die sie dem nationalen Gesundheitsdienst NHS in Rechnung stellen können. »Diese Reviews gehören in Großbritannien mittlerweile zur Versorgungsroutine«, berichtete Seidling. Im Schnitt erstellt dort eine Apotheke pro Monat circa 25 dieser Reviews.

Geld ist nicht alles

In der Schweiz dagegen führten Apotheker im Jahr 2013 trotz ansprechender Vergütung im Schnitt nur drei Polymedikationschecks pro Jahr durch. »Es kann also nicht allein am Geld liegen, dass solche Maßnahmen zur Verbesserungen der Arzneimitteltherapie sich noch nicht überall durchgesetzt haben«, meinte Seidling. Gerade bei den deutschen Apothekern liege es jedenfalls nicht an mangelnder Motivation oder Überzeugung. Sie freuen sich auf ein neues Aufgabengebiet und wollen die Therapiesicherheit für ihre Patienten erhöhen. Ärzte sehen in der engeren Zusammenarbeit vor allem einen Benefit in der Vermeidung von Nebenwirkungen – und erhoffen sich eine Arbeitsentlastung, so das Ergebnis des PRIMA-Projekts.

Zeit ist jedoch der kritische Faktor bei den Apotheken. »Letztlich hängt der Erfolg interprofessioneller Interventionen von der Einbettung in den Alltag ab«, sagte Seidling. Dies lasse sich nur mit mehr geeigneter IT-Unterstützung und klaren Strukturen schaffen. Es fehle eine gemeinsame Plattform für die Heilberufler, um miteinander einfacher und schneller zu kommunizieren und Änderungen in der Medikation zu dokumentieren.

Mehr Informationen zum Beispiel über relevante Labordaten zur Verfügung zu haben, erleichtere es dem Apotheker, zielführende Vorschläge zu machen. Hier könnte die elektronische Patientenakte die Zusammenarbeit verbessern. Dann würden auch mehr Vorschläge umgesetzt, vermutet Seidling anhand der Erfahrungen aus anderen Ländern.

Sie ermunterte die Seminarteilnehmer, sich Qualitätszirkeln und kleinen Projekten anzuschließen. »Kleine Handlungsanweisungen für klare Fragestellungen helfen, den großen Berg Medikationsmanagement anzugehen.« Die meisten Projekte hierzulande seien für Patienten mit mindestens fünf Arzneimitteln in der Dauermedikation gedacht, unabhängig von der Erkrankung. »Das kann alles sein, von MS über Parkinson bis COPD«, so Seidling. Sie empfiehlt, sich zunächst auf bestimmte Patientengruppen zu fokussieren und zielgerichtet zu qualifizieren. Zudem sollte man sich an Prozessen orientieren, die bereits Erfolge zeigen, beispielsweise das ARMIN-Projekt.

Fotos: Fotolia/fotoduets; PZ/Daniela Hüttemann

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