So verändert Pornokonsum das Gehirn |
»Ich habe Patienten, die bis zu 40 Stunden in der Woche Pornos gucken«, sagt Heike Melzer, Neurologin und Psychotherapeutin. Die Folgen seien gravierend: Sie leiden unter Orgasmusverzögerung, Unlust, Erektionsstörungen – und erleben reale Sexualität als zunehmend fremd. »Und die sagen: Ich zerstöre mir alles.«
Dabei sei nicht Häufigkeit des Konsums entscheidend, wie Stark sagt, sondern die Auswirkungen. »Wenn Pornos zunehmend den Alltag bestimmen, Beziehungen verdrängen, berufliche Pflichten vernachlässigt werden – dann sprechen wir von einer Pornografie-Nutzungsstörung.«
Viele Betroffene merken erst spät, dass sie Hilfe brauchen – oft dann, wenn nichts mehr geht, sagt Stark. Häufig sei das mit massiver Verzweiflung oder Depression verbunden.
Besonders bedenklich sei, dass viele Kinder schon vor der Pubertät mit Pornografie in Berührung kommen. »Das ist ein Riesen-Feldversuch ohne Ethikkommission«, sagt Melzer. Die intensiven Reize prägen sich ein noch bevor eigene Erfahrungen oder ein Verständnis für Sexualität vorhanden sind.
Stark sieht außerdem eine gesellschaftliche Veränderung: Pornos laufen heute häufig parallel zur Beziehung – nicht als Ersatz, sondern als eigener Teil des Alltags. Gleichzeitig verändern sie die Vorstellungen davon, wie Sex zu sein hat. Viele Clips folgen demselben Muster. »Viele Männer sind enttäuscht, wenn ihre Partnerin keinen Oralsex mag – weil das im Porno ja immer dazugehört«, sagt Stark. Das setze reale Beziehungen unter Druck.