So hilft man Ertrinkenden richtig |
dpa |
17.05.2023 09:00 Uhr |
Dieser sogenannte Stimmritzenkrampf ist ein Schutzmechanismus. Er verhindert, dass Wasser in die Lunge gelangt. Aber durch den Stimmritzenkrampf kann der Wassersportler nun nicht mehr schreien. Er bekommt Panik. «Er kriegt keine Luft mehr, hat aber auch keine Luft mehr», beschreibt der Mediziner.
Durch den Sauerstoffmangel kommt es mit der Zeit zu Bewusstlosigkeit, der Wassersportler geht unter. «In solchen Fällen findet man in der Regel kein Wasser in der Lunge – es ist ein trockenes Ertrinken», so Wolf.
Es kann aber auch sein, dass beim Ertrinken viel Wasser in die Lunge gelangt. Zum Beispiel dann, wenn jemand beim Schwimmen einen medizinischen Notfall wie einen Herzinfarkt erleidet. «Wenn es ein leichter Herzinfarkt ist, kann die Person vielleicht noch schwimmen und bekommt Panik. Bei einem schweren Infarkt ist sie nach wenigen Sekunden unter der Wasseroberfläche», sagt Pijl.
Dafür einen Blick zu haben, das ist für Laien gar nicht so einfach. Auf eine kritische Situation hindeuten können laut Benjamin Taitsch solche Beobachtungen: «Die Schwimmbewegungen sind nachlässig. Sie sind im Geiste noch da, aber der Kopf geht schon leicht unter Wasser, wodurch das Atmen nicht mehr möglich ist.» Auch wenn jemand auf einmal deutlich schnellere oder langsamere Schwimmbewegungen macht, kann das laut Pijl ein Anzeichen sein.
Ein Sonderfall sind Kinder. «Bei Kindern sieht man in aller Regel keine Panikreaktion. Sie machen sich steif und gehen einfach unter», sagt Wolf. Zwischen dem vergnügten Spielen am Seeufer und dem Untertauchen des Kopfes liegen oft nur Sekunden. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Eltern ihren Nachwuchs nicht ohne Aufsicht am Wasser spielen lassen.
Je früher es gelingt, die ertrinkende Person aus dem Wasser zu holen, desto besser stehen die Chancen, dass sie überlebt und keine langfristigen Schäden davonträgt. Also gilt: «Sobald man das Gefühl hat, dass etwas nicht in Ordnung ist, sollte man nicht zögern, den Notruf 112 zu wählen», sagt Taitsch. Wichtig dabei: Beschreiben, wo man sich befindet, und sich gut merken, wo die Person untergegangen ist.
Gibt es eine Wachstation, die besetzt ist, sollte man die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer informieren. Sind (noch) keine professionellen Retter vor Ort, muss man nun einschätzen: Welche Maßnahmen traue ich mir zu? Vielleicht gibt es einen Rettungsring. Oder kann man mit einem SUP zur Unglücksstelle paddeln, damit die eintreffenden Rettungskräfte direkt Bescheid wissen, wo sie ist.
Vielleicht ist man im Schwimmen aber auch so sicher, dass man versuchen möchte, die Person ans Ufer zu holen. «Wichtig: Man sollte nur tun, was man sich selbst zutraut», sagt Taitsch. Denn: Schnell passiert es, dass man bei einem Rettungsversuch selbst in Lebensgefahr gerät. Denn wer als Ertrinkender in Panik ist, klammert sich mit Kraft an allem fest, was Rettung verspricht.