Smartes Stethoskop erkennt Herzerkrankungen |
Christina Hohmann-Jeddi |
03.09.2025 18:00 Uhr |
Mit smarten Stethoskopen lassen sich Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Herzklappenerkrankungen rascher erkennen als mit herkömmlichen Instrumenten, zeigt eine aktuelle Studie. / © Getty Images/Hirun
Mit einem Stethoskop können Ärzte die Geräusche von Organen, vor allem vom Herzen, bei Patienten abhören. Bessere Ergebnisse für die Diagnostik könnten erzielt werden, wenn eine künstliche Intelligenz (KI) mithört. Solche smarten Stethoskope sind bereits verfügbar. Wie effizient diese in der Diagnostik von Herzerkrankungen sind, hat nun ein Forschungsteam um Professor Dr. Nicholas Peters vom Imperial College London untersucht. Die Ergebnisse wurden bei der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Madrid vorgestellt.
Das Team aus London verwendete für die Studie ein KI-unterstütztes Stethoskop des US-Unternehmens Eko Health. Das Gerät, das etwa so groß wie eine Spielkarte ist, zeichnet gleichzeitig Herzgeräusche und ein EKG auf. Die Daten werden verschlüsselt in eine Cloud übertragen und von Algorithmen analysiert, die mithilfe von zehntausenden Gesundheitsdaten trainiert wurden und geringste Veränderungen in den Herzparametern erkennen können.
Getestet wurde das intelligente Stethoskop in 200 Hausarztpraxen in Großbritannien mit mehr als 1,5 Millionen Patientinnen und Patienten. 12.725 Patienten aus 96 Praxen mit Symptomen wie Kurzatmigkeit und Erschöpfung, die auf Herzprobleme hindeuten können, wurden direkt mit dem KI-Stethoskop untersucht. Als Kontrollgruppe dienten Patienten mit ähnlichen Symptomen aus 109 räumlich nahen Hausarztpraxen, in denen herkömmliche Stethoskope verwendet wurden.
Das Ergebnis: Die Untersuchung mit dem smarten Stethoskop verdoppelte die Wahrscheinlichkeit einer Herzinsuffizienz-Diagnose in den kommenden zwölf Monaten. Bei Vorhofflimmern war die Erkennungsrate 3,5-mal höher, bei Herzklappenerkrankungen nahezu doppelt so hoch. »Das ist ein elegantes Beispiel dafür, wie das vor über 200 Jahren erfundene einfache Stethoskop ins 21. Jahrhundert gebracht werden kann«, sagte Dr. Sonya Babu-Narayan, Kardiologin und medizinische Direktorin der British Heart Foundation, die die Studie unterstützt hat, in einer Mitteilung.
Allerdings zeigte die Studie auch Grenzen der Technologie: Rund zwei Drittel der Verdachtsfälle auf Herzinsuffizienz bestätigten sich in weiterführenden Tests nicht. Zudem gaben 70 Prozent der teilnehmenden Hausarztpraxen an, das intelligente Gerät nach einem Jahr kaum noch zu nutzen – was andeutet, dass eine bessere Integration der Technologie in den Praxisalltag notwendig ist.
Das in der Untersuchung verwendete KI-Stethoskop ist bereits in einigen britischen Praxen im Einsatz. Als nächstes soll die Technologie auch in Hausarztpraxen in Wales, Süd-London und Sussex eingeführt werden. Die Mediziner vom Imperial College London betonen, dass das Gerät nur bei Patienten mit Verdacht auf Herzerkrankungen angewendet werden sollte, um das Risiko für falsche Warnungen zu verringern.