Situationship – Liebe to go immer beliebter |
Jennifer Evans |
18.07.2025 11:00 Uhr |
Zwischen Freundschaft und Beziehung: Situationships passen für manche Menschen – für andere nicht. / © Getty Images/dragana991
Situationship ist ein Beziehungsstatus, der sich zwischen Freundschaft und Partnerschaft bewegt. Das Wort setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen »situation« und »relationship« und beschreibt eine Verbindung, die zwar emotional enger als eine lockere Bekanntschaft ist, jedoch ohne die Regeln und Erwartungen einer festen Beziehung. Gefühle und körperliche Nähe sind dabei okay; doch ein langfristiges Commitment vermeiden die beteiligten Partner bewusst – sei es aus persönlichen, emotionalen oder lebensplanerischen Gründen.
Dieses Modell ist nicht unbedingt neu, erhält lediglich durch die sozialen Medien ein klangvolles Label. Im Deutschen lässt sich das Wort erstmals im Jahr 2020 belegen, wie Dr. Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in einem Beitrag von »SWR Kultur« betonte. Sie erläuterte, dass das Wort sprachlich mehrdeutig ist; damit aber wohl nicht eine Beziehung für bestimmte Situationen meint, sondern eher eine auf begrenzte Zeit.
»In unserer Forschung definieren wir eine Situationship als eine andauernde sexuelle oder romantische Liaison, die sechs Monate oder länger andauert und von einer oder beiden Parteien nicht als weiterführend angesehen wird«, berichtet Elizabeth Armstrong, Vorsitzende des Fachbereichs Soziologie an der University of Michigan, gegenüber dem Wirtschaftsmagazin »Business Insider«.
In diesem Schwebezustand, vom dem inzwischen ältere Menschen genauso Gebrauch machen wie jüngere, sehen Soziologen außerdem ein Zeichen der Zeit. Die Vielfalt der Möglichkeiten spiegelt sich genauso in Beziehungskonzepten wider. Menschen gestalten ebenso diesen Bereich ihres Lebens immer individueller und orientieren ihn an den persönlichen Lebensumständen. Oft entstehen diese Konstellationen nämlich in Phasen persönlicher oder beruflicher Umbrüche, in denen Flexibilität und Unverbindlichkeit von Vorteil sind.
Gleichzeitig zeigt sich in der Forschung auch gegenteiliger Trend, dass viele Menschen sich gerade nach emotionaler Nähe und Verbindlichkeit sehnen, doch dieses Bedürfnis häufig unterdrücken, um nicht als bedürftig zu gelten oder enttäuscht zu werden. So entsteht nach Auffassung einiger Psychologen fälschlicherweise der Eindruck, dass Beziehungen heute grundsätzlich unverbindlicher sind – was aber ein kollektives Missverständnis ist.
Situationships verlangen – vielleicht mehr noch als feste Beziehungen – Kommunikation und Selbstreflexion. Denn ohne festgelegte Regeln ist Klarheit hinsichtlich der eigenen Wünsche und Grenzen essenziell. Wer verantwortungsbewusst mit dem Status umgeht, dem kann eine Verbindung gelingen, die von Respekt und Ehrlichkeit geprägt ist. Viele empfinden bei dieser Form des Datings auch weniger Stress, weil sie den Moment leben können, ohne sich über die Zukunft Gedanken machen zu müssen.
Letztlich ist eine Situationship, wie das Wort bereits verrät: situationsabhängig und jederzeit veränderbar. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten sich über die Form und die Grenzen dieser Beziehung bewusst sind – und bereit sind, diese auch neu zu verhandeln, wenn sich die Situation ändert.