Sind Menschen mit Kindern glücklicher? |
Jennifer Evans |
15.07.2024 07:00 Uhr |
Kinder zu haben, gilt in vielen Gesellschaften als das Normale. Aus Sicht der Wissenschaft gibt es Argumente dafür und dagegen. / © Adobe Stock/Pixel-Shot
Grundsätzlich ist niemand deshalb unzufriedener, weil er sich bewusst gegen Kinder entschieden hat, heißt es aus Richtung der Psychologie. Studien unter Frauen, die freiwillig kinderlos waren, haben gezeigt: Die meisten von ihnen hatten ein gutes Identitäts- und Individualitätsgefühl. Sie empfanden nicht, durch ihre Rolle innerhalb der Familie definiert zu sein und hatten nach eigenen Angaben auch das Gefühl, mehr Freiheit und Kontrolle über ihren Körper, ihr Leben und ihre Zukunft zu haben.
Auch kinderlose Männer bereuten ihre Entscheidung gegen Nachwuchs in Untersuchungen selten. Außerdem hat sich herausgestellt, dass sowohl Frauen als auch Männer, die keine Kinder haben, im Durchschnitt weniger gestresst sind und über mehr Zufriedenheit in ihren Ehen berichten.
Die Zufriedenheit bei Eltern entwickelt sich erst im Laufe der Zeit. Nach der Geburt eines Kindes sinkt nachgewiesenermaßen zunächst ihr Wohlbefinden. Das bedeutet aber nicht, dass die Elternschaft sie später einmal nicht mit Glück, Freude und Lebenssinn erfüllen kann. Im Gegenteil, aus dieser Aufgabe können sie sogar ein eudaimonisches Wohlbefinden entwickeln. Mit diesem psychologischen Begriff ist ein Werteglück gemeint, ein Lebenssinn, der sich von kurzfristigen Glücksmomenten unterscheidet.
Wie ist es aber um das Glücksempfinden von Menschen bestellt, die eigentlich gern Kinder haben wollten, aber keine bekommen haben? Auf diese Frage liefern zwei irische Forscherinnen von der University of Medicine and Health Sciences in ihrem Beitrag auf der Wissenschaftsplattform »The Conversation« eine Antwort. Aus Sicht der medizinischen Forschung ist das Thema weniger groß als gedacht. Das Wohlbefinden ungewollt kinderloser Frauen war demnach im Schnitt nicht geringer als jenes der Allgemeinbevölkerung. Einige Frauen berichteten sogar davon, durch den (gezwungenermaßen) neuen Fokus mehr Selbsterfüllung im Leben gefunden zu haben.