Sichtbarkeit in Zeiten von KI |
| Christina Hohmann-Jeddi |
| 19.09.2025 15:30 Uhr |
Harald Röschlein von MAIKE AI Marketing bietet Apotheken Unterstützung bei der Optimierung des Webauftritts an. / © PZ/Christina Hohmann-Jeddi
Im Internet findet ein Umbruch statt: Statt zu googeln, wird die künstliche Intelligenz (KI) befragt. Und die gibt Antworten – aber nach welchen Kriterien? Einen Überblick dazu gab Harald Röschlein von MAIKE AI Marketing beim Apoleadership Campus.
Die Marktdominanz bei der Suche im Netz hat unbestritten Google: »Die Suchmaschine verzeichnet rund 8,5 Milliarden Anfragen pro Tag«, berichtete Röschlein. Dabei entfallen 94 Prozent aller Klicks auf organische Suchergebnisse, also nicht bezahlte, natürliche Treffer. 75 Prozent der Nutzer öffnen aber nicht mehr als eine Seite.
Derzeit ändert sich diese Situation. Der Grund ist Gemini, Googles KI-basierter Chatbot, der bei jeder Suchanfrage automatisch eine kurzgefasste Antwort ausspielt, die über allen organischen Suchergebnissen liegt. Viele Nutzer sind mit dieser Antwort zufrieden und öffnen gar keine Seite mehr. Die Zahl der »Zero-Click-Searches« nimmt zu, inzwischen liegt sie laut Röschlein bei 70 Prozent aller Suchanfragen. Das bedeute, dass Unternehmen und Medien Traffic verloren geht. »Das ist ein Riesenproblem.«
Unterstützt wird die Entwicklung noch durch die verstärkte Nutzung von ChatGPT. Statt zu googeln, fragen viele User direkt den KI-Chatbot von Open AI. »Inzwischen nutzen 27 Prozent der Deutschen ChatGPT mehrmals wöchentlich«, sagte der Onlinemarketing-Experte. In diesem Umfeld sei es wichtig, dass Websites so gestaltet sind, dass sie nicht nur für Suchmaschinen, sondern auch für KI-Systeme und Chatbots verständlich und auffindbar sind.
Die Grundlage der Sichtbarkeit von Websites war bisher die sogenannte Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, SEO). Auf dieser setzt jetzt die KI-Optimierung (Generative AI Optimization, GAIO) auf. Diese hat zum Ziel, Inhalte so anzupassen, dass sie von KI-Systemen gefunden werden. »Die Maschine braucht dafür Struktur, Kontext und Emotionen in den Inhalten.« Auf diese GAIO-Aspekte sollten auch Apotheken ihre Websites kontrollieren beziehungsweise kontrollieren lassen. »Die Plätze in der KI-Welt werden jetzt verteilt«, so Röschlein.
Bei allgemeinen Fragen von potenziellen Kunden an die KI, etwa zu Erkältungssymptomen oder Hausmitteln, sei es weniger wichtig, dass die Informationen der eigenen Website gefunden werden. Im regionalen Kontext, wenn etwa nach der nächsten Apotheke gesucht werde, sei Sichtbarkeit aber essenziell, erklärte der Referent.
»Wir werden alle in Zukunft mit KI arbeiten und sie befragen. Und die KI wird die PTA von morgen sein«, ist er überzeugt. Doch jede Bewegung habe eine Gegenbewegung. Apotheken sollten ihre Vorteile gegenüber der Maschine verstärkt nutzen – das Zwischenmenschliche und die persönliche Beratung.