Sicherheit von Metformin erneut bestätigt |
Annette Rößler |
17.10.2024 09:00 Uhr |
Ist ein Mann an Typ-2-Diabetes erkrankt, sollte er auch dann Metformin erhalten können, wenn er ein Kind zeugen möchte. / © Adobe Stock/Syda Productions
Bei der Studie, die vor zwei Jahren im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« erschienen war, handelt es sich um eine prospektive Kohortenstudie mit sehr großer Datenbasis: alle Einlinge, die in Dänemark zwischen 1997 und 2016 zur Welt gekommen waren – insgesamt 1.116.779 Babys. Die Autoren stellten damals ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko für Missbildungen bei Kindern von Vätern fest, die während der Spermatogenese Metformin eingenommen hatten. Dies bezog sich vor allem auf genitale Fehlbildungen bei Jungen.
Zwar war die absolute Rate von Missbildungen immer noch sehr gering. Dennoch sorgte diese Studie für Aufsehen, denn Metformin ist als unangefochtene Nummer 1 unter den oralen Antidiabetika ein sehr häufig verordneter Arzneistoff und die Zahl der Typ-2-Diabetiker steigt, auch bei Männern im zeugungsfähigen Alter. Deshalb wurde der fragliche Zusammenhang seitdem erneut untersucht. Eine ebenfalls in den »Annals of Internal Medicine« erschienene Studie gab im Juni dieses Jahres Entwarnung. Und dieses positive Ergebnis wird nun durch eine weitere Studie bestätigt.
Die aktuelle Arbeit erschien im »British Medical Journal«. Forschende um Lin-Chieh Meng von der National Taiwan University in Taipeh werteten dazu Daten von 619.389 Vätern in Norwegen und 2.563.812 in Taiwan aus. Von diesen hatten 2075 Norweger (0,3 Prozent) und 15.275 Taiwanesen (0,6 Prozent) während der Spermatogenese, also in den drei Monaten vor Eintritt der Schwangerschaft, Metformin eingenommen. In der norwegischen Kohorte hatten 3,9 Prozent der Babys von Vätern ohne Metformin-Anwendung angeborene Missbildungen und 5 Prozent der Babys von Vätern mit Metformin-Anwendung. In Taiwan waren es 3,1 versus 3,4 Prozent.
Diese Unterschiede nivellierten sich aber, sobald die Autoren bei den Vätern weitere Risikofaktoren für kindliche Missbildungen berücksichtigten. Hierzu zählten etwa Typ-2-Diabetes (nicht alle Metformin-Anwender waren daran erkrankt), das Alter des Mannes sowie Adipositas. Tatsächlich war nach dieser Adjustierung eine Metformin-Einnahme sogar mit einem leicht geringeren Risiko für Missbildungen bei den Kindern assoziiert, allerdings ohne statistische Signifikanz. Eine Risikoerhöhung für spezielle organspezifische Missbildungen, wie sie in der dänischen Studie gesehen worden war, war in der vorliegenden Studie nicht festzustellen. Auch die Einbeziehung von Geschwisterkindern in die Auswertung zeigte kein erhöhtes Risiko.
Ihre Ergebnisse untermauerten die Sichtweise, dass Metformin auch bei männlichen Typ-2-Diabetikern mit Kinderwunsch die erste Wahl der oralen Antidiabetika bleiben sollte, fassen die Autoren zusammen. Die in der dänischen Studie gesehene Assoziation habe wahrscheinlich andere Ursachen als den Arzneistoff selbst, die weiter erforscht werden müssten. Mögliche Erklärungen für den Risikoanstieg seien lebensstilassoziierte Grunderkrankungen des Mannes wie Adipositas und metabolisches Syndrom – die in gleicher Weise auch die Frau betreffen könnten, da in einer Partnerschaft oft beide einen ähnlichen Lebensstil hätten.