Seyfarth: Fixum bei Versendern kürzen |
Cornelia Dölger |
17.02.2025 13:34 Uhr |
Proteste, Gespräche, Petition: Auf mehreren Wegen machten die Apotheken ihrem Ärger über die geplante Reform Luft. Auch die Bürgerinnen und Bürger wandten sich per Unterschrift gegen »Apotheken ohne Apotheker«. HAV-Chef Seyfarth freut sich über die Wertschätzung. / © HAV
Ihre Unterschrift gegen zentrale Inhalte des geplanten Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) konnten die Bürgerinnen und Bürger digital oder direkt vor Ort in der Apotheke leisten. Damit erteilten sie den Plänen, Apotheken ohne Apotheker und mit stark eingeschränktem Leistungsangebot zuzulassen, eine klare Absage, so Seyfarth im Gespräch mit der PZ. Das ApoRG kam bekanntlich nicht; der Bruch der Ampel beerdigte das Vorhaben, nachdem es zuvor monatelang vor dem Kabinett festgehangen hatte.
Seyfarth sieht in dem Aus auch einen Erfolg des »hessischen Wegs«, wie er schilderte. Mit Protesten und zahlreichen persönlichen Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern habe sich der Widerstand der Apotheken gegen den drohenden Systembruch manifestiert. Dazu habe die Petition, die im Anschluss an die Protestaktionen in Hessen im vergangenen Sommer startete, maßgeblich beigetragen. Der Erfolg der Unterschriftensammlung zeige die öffentliche Wertschätzung der wohnortnahen Apotheken, so Seyfarth.
Am vergangenen Samstag endete die Petition, schon einige Tage zuvor übergab Seyfarth eine symbolische Unterschriftenliste an die hessische CDU-Fraktionsvorsitzende Ines Claus. In die Wahlprogramme aller Parteien haben es die Apothekenthemen bekanntlich geschafft, nun gelte es, dass die Apothekenstärkung möglichst konkret im neuen Koalitionsvertrag verankert werde, so Seyfarth.
Weder eine Verstaatlichung noch eine komplette Liberalisierung des Markts würde funktionieren, es gelte vielmehr, die bestehenden Versorgungsstrukturen auszubauen und Ressourcen zu nutzen, etwa durch »mehr Beinfreiheit« für Apotheken. Apotheken müssten als erste Anlaufstelle für die Gesundheitsversorgung etabliert werden. Die Möglichkeit, Skonti im Rx-Einkauf wieder zu erleichtern, indem die Arzneimittelpreisverordnung angepasst wird, bringe schnelle Entlastung.
Seyfarth kann sich auch vorstellen, bei den Versendern zu kürzen; denn schließlich seien sie – anders als von der SPD behauptet – nicht Teil der Versorgung, weil sie eben nicht versorgten, sondern nur belieferten. Daher könne an dieser Stelle das Fixum gekappt und die Differenz zur Stärkung von Apothekenstandorten verwendet werden, schlug er vor.
Dynamisches Honorar – auch Inhalt des ApoRG – sei grundsätzlich eine gute Idee, allerdings nur in einem gesetzlich festgelegten, engen Korridor und mit stabilen Leitplanken. Zu bedenken sei bei diesem Vorschlag allerdings, dass es bislang in keinem Gesundheitsberuf eine automatische Anpassung der Vergütung gebe; es bestehe also das Risiko, dass ein solches Angebot der Politik wenig Aussicht auf Umsetzung habe. Langfristig brauche es eine Reform, »die den Namen auch verdient«.
Zunächst einmal liegt das Ergebnis der Petition, an der sich Apotheken in Hessen und auch anderen Bundesländern beteiligten, nun schwarz auf weiß vor. Die hessische CDU-Fraktionschefin Ines Claus habe schon angekündigt, sich nach der anstehenden Bundestagswahl auf Bundesebene für die Stärkung der öffentlichen Apotheken einzusetzen.