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Adipositas

Semaglutid verbessert Symptome bei Herzinsuffizienz

Der als Diabetes- und Abnehmmittel zugelassene Arzneistoff Semaglutid (Ozempic® und Wegovy®) wirkt sich auch bei Herzerkrankungen positiv aus. Neu ist eine Studie, die eine Wirksamkeit bei adipösen Menschen mit Herzinsuffizienz zeigt.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 25.08.2023  16:30 Uhr

Eine Herzinsuffizienz ist eine stark einschränkende Krankheit, bei der die Pumpleistung des Herzens nicht mehr ausreicht, um den Organismus ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Typische Symptome sind unter anderem Kurzatmigkeit, Schwellungen an Füßen und Beinen, schnelle Erschöpfung und Atemnot. Pumpt das Herz zwar normal, aber ist zu steif, um sich richtig zu füllen, spricht man von einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF). Epidemiologische Daten weisen darauf hin, dass die Mehrheit der Patienten mit HFpEF fettleibig ist. Vermutet wird, dass das Fettgewebe bei diesen Patienten eine entscheidende Rolle beim Fortschreiten der Erkrankung spielen kann.

Semaglutid ist ein Agonist am Rezeptor des Inkretinhormons Glucagon-Like-Peptide-1 (GLP-1). Es senkt den Blutzuckerspiegel bei Typ-2-Diabetikern und bewirkt bei Menschen mit Adipositas einen Gewichtsverlust. Neben diesen beiden Indikationen, in denen Semaglutid zugelassen ist, senkt es laut kürzlich veröffentlichten Daten auch das Herz-Kreislauf-Risiko bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. Nun hat ein internationales Forscherteam finanziert von Hersteller Novo Nordisk eine Studie mit Semaglutid an 529 adipösen HFpEF-Patienten durchgeführt.

Die Patienten erhielten die bei Adipositas zugelassene Dosierung von 2,4 mg Semaglutid einmal wöchentlich oder Placebo über 52 Wochen. Primärer Endpunkt der Studie STEP-HFpEF war eine Kombination aus Veränderung des Körpergewichts und Verbesserungen im klinischen Score KCCQ-CSS, der die Lebensqualität bei Herzinsuffizienz mithilfe eines Fragebogens misst. Je mehr Punkte der Patient auf der Skala von 0 bis 100 erreicht, desto weniger Symptome und physische Einschränkungen hat er.

Tatsächlich schnitten die Patienten unter Semaglutid nach einem Jahr Behandlung deutlich besser ab. Im Schnitt nahmen sie 13,3 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichts ab und der KCCQ-CSS verbesserte sich um 16,6 Punkte; in der Placebogruppe nahmen die Patienten lediglich 2,6 Prozent ihres Körpergewichts ab und der KCCQ-CSS stieg um 8,7 Punkte. Die Unterschiede waren statistisch signifikant.

Zu den sekundären Endpunkten zählte auch eine Verbesserung der Distanz, die ein Patient innerhalb von sechs Minuten laufen kann (plus 21,5 Meter unter Semaglutid versus plus 1,2 Meter unter Placebo). Und auch auf die Blutwerte des C-reaktiven Proteins (CRP) wurde geschaut: Hier sank der Spiegel unter Semaglutid um 43,5 Prozent versus minus 7,3 Prozent unter Placebo. Schwere Nebenwirkungen traten bei 35 Teilnehmenden der Semaglutid-Gruppe auf, was 13,3 Prozent der Behandelten entspricht. In der Placebogruppe waren es 71 Teilnehmende, was 26,7 Prozent entspricht.

Das Fazit der Studiengruppe im Fachjournal »New England Journal of Medicine«: »Bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion und Fettleibigkeit führte die Behandlung mit Semaglutid (2,4 mg) zu einer stärkeren Verringerung der Symptome und körperlichen Einschränkungen, zu größeren Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und zu einer stärkeren Gewichtsabnahme als Placebo.«

Vermutlich keine direkte Wirkung am Herzen

Auch Professor Dr. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz am Universitätsklinikum Würzburg, der nicht an der Studie beteiligt war, spricht von »überzeugenden Effekten«: Gewichtsreduktion, bessere Lebensqualität, längere Gehstrecke und eine Abnahme des Entzündungspotenzials bei gleichzeitig günstigem Sicherheitsprofil. »Dies sind sehr erfreuliche und wichtige Daten für ein Medikament, das möglicherweise künftig einer großen Anzahl von Menschen helfen könnte, das kardiovaskuläre Risiko zu verringern«, so Störk.

Ob Semaglutid ursächlich gegen die Herzinsuffizienz hilft, sei noch unklar. Das Medikament stoße eine Reihe metabolischer Veränderungen an (im Darm, in der Leber, im Gehirn, im Pankreas), die zu einer Gewichtsabnahme führen, es bestehe jedoch noch viel Forschungsbedarf.

Professor Dr. Andreas Zeiher von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main vermutet keinen direkten Effekt am Herzen, sondern eine verbesserte Symptomatik durch die Gewichtsabnahme. »Erfreulich ist auch der Rückgang des CRP, was allerdings bei Rückgang des Fettgewebes im Rahmen der Gewichtsabnahme zu erwarten war. Ob sich das langfristig auch auf das Auftreten harter kardiovaskulärer Endpunkte auswirkt, bleibt abzuwarten«, so Zeiher.

Beide Herzspezialisten weisen jedoch als Einschränkung auf die relativ kleine Probandenzahl der Studie hin und darauf, dass Langzeitdaten noch fehlen.

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