Semaglutid und Co. könnten vor Darmkrebs schützen |
Laura Rudolph |
21.12.2023 18:00 Uhr |
Besonders stark konnten GLP-1-Rezeptoragonisten das Darmkrebsrisiko bei Typ-2-Diabetikern senken, die übergewichtig oder adipös waren. / Foto: Adobe Stock/Wild Awake
Für ihre retrospektive Kohortenstudie griff die Forschergruppe um Lindsey Wang von der Case Western Reserve University School of Medicine, Cleveland, Ohio, auf die Datenbank »TriNetX« zurück. Diese umfasst anonymisierte Gesundheitsdaten von insgesamt 101,2 Millionen Patienten in den USA, darunter 7,4 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D).
Die Gruppe analysierte Daten von 1.221.218 Patienten mit T2D, die zwischen 2005 und 2019 aufgrund von T2D einen Arzt aufgesucht, zuvor keine Antidiabetika eingenommen und keine vorherige Darmkrebsdiagnose erhalten hatten. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachjournal »JAMA Oncology« erschienen.
Die Forschenden verglichen dabei, wie die Behandlung mit GLP-1-RA oder anderen Antidiabetika das Darmkrebsrisiko beeinflusste. Die Studienteilnehmer wurden über einen Zeitraum von 15 Jahren nach der ersten Verschreibung ihres Antidiabetikums auf das Auftreten von Darmkrebs hin beobachtet.
Im Vergleich zu Insulin, Metformin, SGLT2-Inhibitoren, Sulfonylharnstoffen und Glitazonen waren GLP-1-RA mit einem geringeren Risiko für Darmkrebs verbunden. Im Vergleich zur Insulintherapie reduzierte sich das Risiko um 44 Prozent; im Vergleich zur Behandlung mit Metformin um etwa 25 Prozent. Bei übergewichtigen oder adipösen Studienteilnehmern war die Risikoreduktion noch stärker ausgeprägt und betrug 50 Prozent, verglichen mit Insulin, beziehungsweise 42 Prozent, verglichen mit Metformin. Auch im Vergleich mit Alpha-Glucosidase-Inhibitoren und DPP-4-Inhibitoren reduzierten GLP-1-RA das Darmkrebsrisiko, allerdings waren diese Werte geringer und statistisch nicht signifikant.
Die Studie legt nahe, dass GLP-1-RA möglicherweise das Risiko für Darmkrebs bei Typ-2-Diabetikern verringern, besonders bei solchen mit Übergewicht oder Adipositas. Dies lässt darauf schließen, dass zumindest ein Teil des schützenden Effekts der Gewichtsreduktion geschuldet ist. Übergewicht gilt bekanntlich als Risikofaktor für Darmkrebs.
Die Ergebnisse müssen jedoch durch weitere Studien bestätigt und die zugrundeliegenden Mechanismen genauer erforscht werden. Es wäre zudem interessant zu untersuchen, wie sich GLP-1-RA auf Patienten auswirken, die zuvor bereits andere Antidiabetika eingenommen hatten.