Semaglutid reduziert Alzheimer-Risiko |
Theo Dingermann |
26.06.2025 08:00 Uhr |
Eine aktuelle Beobachtungsstudie untermauert bisherige Untersuchungen, die Semaglutid eine positive Wirkung auf die Gehirngesundheit, einschließlich der kognitiven Funktion und der Neuroprotektion, bescheinigen. / © Getty Images/Microgen Images/SPL
Das Team um William Wang vom Center for Science, Health, and Society an der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland, Ohio, berichtet über das Ergebnis einer Emulationszielstudie auf Grundlage einer landesweiten bevölkerungsbasierten Datenbank mit elektronischen Gesundheitsakten (EHR) von 1.710.995 Typ-2-Diabetikern in den USA im Fachjournal »Journal of Alzheimer’s Disease«.
Im Wesentlichen handelt es sich um eine Ausweitung einer bereits im letztem Jahr publizierten Studie, wobei der Datensatz um etwa 70 Prozent erweitert wurde. Zuversichtlich stimmt, dass sich das sehr positive Ergebnis aus dem letzten Jahr im Wesentlich auch bei der Auswertung der aktuellen Daten bestätigt hat.
In der analysierten realen Population von Typ-2-Diabetikern war vor der medikamentösen Intervention keine Alzheimer-Demenz diagnostiziert worden. Eine Behandlung mit Semaglutid verringerte signifikant das Risiko für das Auftreten einer Alzheimer-Demenz im Vergleich zu anderen Antidiabetika. Dies betraf sowohl ältere als auch jüngere Patienten, Frauen und Männern sowie Patienten mit und ohne Adipositas. Die Effekte waren bei Frauen und älteren Erwachsenen ausgeprägter.
Die Endpunkte, darunter Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz, frontotemporale Demenz und Lewy-Körper-Demenz, wurden über einen Nachbeobachtungszeitraum von drei Jahren bewertet, ebenso wie Überlebensanalysen zur Abschätzung der Risikodifferenzen.
Die Daten zeigen, dass Patienten, deren Diabetes-Erkrankung mit Semaglutid behandelt wurde, ein um 46 Prozent geringeres Risiko für Alzheimer-Demenz aufwiesen als Patienten, die mit Insulin behandelt wurden. Im Vergleich zu Metformin zeigte sich eine Risikoreduktion um 33 Prozent, zu GLP-1RA der älteren Generation eine um 20 Prozent. Die schützende Wirkung war besonders stark bei vaskulärer Demenz ausgeprägt, während kein signifikanter Zusammenhang für frontotemporale Demenz oder Lewy-Körper-Demenz festgestellt wurde.
Dies sind bemerkenswerte Ergebnisse. Allerdings räumen die Forschenden mehrere Einschränkungen der Studie ein. Obwohl bei einer Hochrisikopopulation mit Typ-2-Diabetes und erheblichen Begleiterkrankungen eine signifikante Verringerung des Alzheimer-Risikos beobachtet wurde, sollten in zukünftigen Studien die Beobachtungszeiträume länger und die untersuchten Populationen vielfältiger sein. Darüber hinaus schließen die Autoren nicht aus, dass in den Krankheitsakten Demenzerkrankungen unterdiagnostiziert und falsch klassifiziert sein könnten, obwohl konsistente Datenquellen über die Behandlungsgruppen hinweg die Validität der relativen Risikovergleiche stützen. Weitere Einschränkungen sind fehlende Daten zur Medikamenteneinnahme, kognitiven Bewertungen und Genomprofilen sowie nicht gemessene Unterschiede in der klinischen Praxis und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Trotz dieser Einschränkungen glauben die Forschenden, dass die Ergebnisse auf einen potenziellen neuroprotektiven Nutzen von Semaglutid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes hindeuten, insbesondere hinsichtlich der Verringerung des Risikos für die häufigeren Demenz-Subtypen.