Selinexor beim Multiplen Myelom |
Kerstin A. Gräfe |
04.07.2019 11:16 Uhr |
Nicht selten ist die Diagnose Multiples Myelom ein Zufallsbefund. Eines der unspezifische Symptome ist Fatigue. / Foto: Fotolia/Niki Love
Selinexor ist das erste Medikament einer neuen Wirkstoffklasse. Es handelt sich um einen Inhibitor des Exportin1-Proteins (XP01). Krebszellen verteidigen sich mit XP01 gegen Tumorsuppressoren, die vom Körper zur Krebsbekämpfung eingesetzt werden. Sie dringen in den Zellkern einer Krebszelle ein und unterdrücken entweder deren Fortpflanzungsfähigkeit oder fördern den frühen Zelltod. XP01 stört die Tumorsuppressoren, indem es an diese Proteine bindet und sie aus dem Zellkern der Krebszelle exportiert. Selinexor bindet an XP01 und stoppt dessen Anstrengungen, die Tumorsuppressoren zu entfernen. In der Folge sammeln sich die Tumorsuppressoren im Krebszellkern an, wodurch die Fortpflanzungsrate der Zelle verringert wird oder die Zelle stirbt.
Selinexor ist oral verfügbar und darf bei erwachsenen Patienten mit rezidivierendem und refraktärem multiplen Myelom (RRMM) in Kombination mit Dexamethason eingesetzt werden, wenn die Patienten mindestens vier vorherige Therapien erhalten haben und deren Krankheit gegen mehrere andere Behandlungsformen resistent ist, darunter mindestens zwei Proteasom-Inhibitoren, mindestens zwei immunmodulatorische Mittel und ein monoklonaler Antikörper gegen CD38.
Die Zulassung basiert auf einer Phase-IIb-Studie mit 83 Patienten mit RRMM, die mit Selinexor in Kombination mit Dexamethason behandelt wurden. Am Studienende lag die Gesamtansprechrate bei 25,3 Prozent. Die mittlere Zeit bis zum ersten Ansprechen betrug vier Wochen, mit einer Spanne von einer bis zehn Wochen. Die mittlere Ansprechzeit betrug 3,8 Monate. Als häufigste Nebenwirkungen traten neben ausgeprägten hämatologischen Toxizitäten Übelkeit, Müdigkeit, Anorexie, asymptomatische Hyponatriämie, Durchfall und Gewichtsverlust auf.
Das Multiple Myelom ist eine bösartige Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Es entsteht durch die Entartung einer einzigen Plasmazelle, deren Klone sich dann im Knochenmark ausbreiten. Das Multiple Myelom zählt zu den seltenen Krebserkrankungen. Es gehört jedoch zu den häufigsten Tumoren im Knochenmark.