Selbstfürsorge aus der Apotheke |
Jennifer Evans |
30.12.2024 16:15 Uhr |
Für eine wirksame Selbstfürsorge sollten Apotheker für ihre Patienten wie ein Coach sein. / © Getty Images/Alvarez
Die Gesundheitslandschaft entwickelt sich weiter. Ihr Schwerpunkt verschiebt sich zunehmend auf Ansätze, die proaktiv sind und es dem Einzelnen ermöglichen, mehr Kontrolle über seine eigene Gesundheit zu erlangen. Im Mittelpunkt dieser Bewegung steht das Konzept der Selbstfürsorge. Dabei geht es darum, Wohlbefinden zu fördern, Krankheiten vorzubeugen sowie mit eigenen Erkrankungen besser umgehen zu können – mit oder auch ohne die Unterstützung von Gesundheitspersonal.
Selbstfürsorge ist zwar Teil der persönlichen Gesundheit, aber gleichzeitig auch Bestandteil der öffentlichen Gesundheit. Denn dieses Konzept stärkt die Gesundheitssysteme weltweit. Den Apotheken kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Denn sie können Menschen wohnortnah beraten, anleiten und fördern, damit diese künftig eigenständig fundierte Entscheidungen über die eigene Gesundheit treffen können. Auf diese Weise erhöhen sie zudem die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten sind jedoch nötig, um Patienteninnen und Patienten wirksam bei der Selbstfürsorge zu unterstützen? Dazu hat der FIP nun einen Leitfaden verfasst. Demnach könnten Apotheken ihren Wirkungskreis über die Abgabe von Arzneimitteln hinaus ausdehnen, indem sie Aufklärer, Befürworter und Verfechter einer gesünderen Gesellschaft werden.
So appelliert der Weltapothekerverband an den Berufsstand, jeden Kundekontakt als eine Gelegenheit zu nutzen, die Gesundheitskompetenz und das proaktive Gesundheitsverhalten eines Patienten zu fördern sowie ihm mitfühlende Unterstützung anzubieten. Das Engagement jedes einzelnes Apothekers und jeder einzelnen Apothekerin trage nicht nur zu besseren individuellen Gesundheitsergebnissen bei, sondern letztlich auch zur Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Gesundheitssystemen auf der ganzen Welt, heißt es.
Konkret geht es darum, dass Apotheken nicht nur den gleichberechtigen Zugang sowie Informationen rund um sichere und wirksame rezeptfreie Medikamente bieten, sondern Menschen auch dabei helfen, Symptome zu erkennen, die ärztliche Hilfe erfordern. Darüber hinaus gelte es, im Bereich präventiver oder gesundheitsfördernde Lebensführung zu beraten.
Der FIP verfolgt damit nach eigenen Angaben die Vision von einer Gesundheitsversorgung, in der alle Menschen – unabhängig von ihren Lebensumständen – die nötige Unterstützung, Ressourcen und das Wissen bekommen, um ein gesünderes Leben zu führen. Ziel muss demnach für die Offizinen ebenfalls sein, ihre Patientinnen und Patienten zu befähigen, sich selbst zu versorgen oder andere Betroffene anleiten zu können. Bestenfalls erlangten einige von ihnen sogar ausreichend Wissen und Erfahrung über ihre persönliche Erkrankung, dass sie als Patientenvertreterinnen und -vertreter die Versorgung weltweit verbessern könnten.
Für die Aufgabe und Entwicklung sieht der Verband die Vor-Ort-Apotheken als den Dreh- und Angelpunkt. Denn eine wirksame Selbstfürsorge müsse zunächst in einem sicheren, förderlichen Umfeld stattfinden, um die Menschen nicht zusätzlich zu belasten, heißt es. Und als vertrauenswürdige Fachkräfte vor Ort seien die Apotheken eben die am leichtesten zugängliche Gesundheitseinrichtung.