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Psychologie

Selbstbetrug ist ein Geniestreich des Gehirns

Wer andere reinlegt, schämt sich nachher. Aber hält man sich selbst zum Narren, fühlt man sich am Ende sogar noch besser. Selbsttäuschung, so zeigt die Forschung, ist oft keine böse Absicht, sondern dient einem höheren Ziel.
Jennifer Evans
11.04.2025  18:00 Uhr

Ganz gleich, ob beim Kalorienzählen oder beim Kreuzworträtsel – viele Menschen schummeln. Sara Dommer, Assistenzprofessorin für Marketing an der Pennsylvania State University, wollte wissen, warum das so ist. Ihre Untersuchungsergebnisse belegen: Im Kern geht es darum, die Selbstwahrnehmung zu verbessern. Und dazu bedienen sich viele Menschen der diagnostischen Selbsttäuschung. Das bedeutet, man schreibt die eigene Leistung seinen angeborenen Fähigkeiten zu – und nicht dem Schummeln. Klar, schließlich macht Selbsttäuschung das Leben einfacher – zumindest kurzfristig – und zementiert noch dazu das eigene Weltbild.

Der Wissenschaftlerin zufolge steigt die Neigung zum Selbstbetrug insbesondere dann, wenn extrinsische Anreize wie Geld oder Preise fehlen, dafür aber eine intrinsische Belohnung winkt. Mit anderen Worten: Durch die kleine Augenwischerei fühlt man sich selbst am Ende besser, leistungsfähiger oder schlauer. Um dem Phänomen Selbsttäuschung auf den Grund zu gehen, führte die Wissenschaftlerin vier Studien durch.

In der ersten sollten die Teilnehmenden drei Tage lang die Kalorienangaben vorgegebener Menüs über eine App erfassen. Ein Teil der Gruppe bekam vorab Informationen zum Energiegehalt der einzelnen Lebensmittel. Die App schlug bereits fünf mögliche Kalorienoptionen vor. Die Auswahl beispielsweise für Pfannkuchen mit Butter reichte von 300 bis 560 Kalorien. Die Gruppe, die vorab keine spezifischen Kalorienangaben bekommen hatte, gab weniger an als diejenigen Teilnehmenden, die bereits vorab informiert worden waren. Dies deute darauf hin, dass Menschen aus intrinsischen Gründen schummelten – in diesem Fall, um sich gesünder zu fühlen, heißt es.

Verunsicherung bremst Betrug

Im zweiten Test ging es um einen Multiple-Choice-IQ-Test mit zehn Fragen. Im ersten Durchgang sollte ein Teil der Gruppe die Anzahl der richtigen Antworten selbst eintragen, während die Kontrollgruppe ihre Punktzahl schätzen musste. Als dann alle Teilnehmenden schätzen sollten, wie sie in einem weiteren IQ-Test abschneiden würden, stellte sich heraus: Die Betrügergruppe gab höhere Werte an als die Mitglieder der Kontrollgruppe. Auch überschätzten die Schummler ihre Leistung im zweiten IQ-Test. Dommer erklärt das so: »Sie dachten: Ich bin gut, weil ich klug bin, und nicht, weil die Aufgabe es mir erlaubt hat, zu schummeln.« Die dritte Studie entsprach im Prinzip der zweiten Studie – nur, dass die Aufgabe im Entschlüsseln von Wörtern bestand.

In der letzten Untersuchung galt es, das Finanzwissen der Studienteilnehmenden zu testen. Ein Artikel ließ die Hälfte von ihnen allerdings im Vorfeld wissen, dass viele Amerikaner grundlegende Finanzkompetenztests nicht bestehen. Die Verunsicherung reduzierte die Anzahl der Täuschungen. Den Studienergebnissen zufolge eignet sich diese Taktik also, um die Selbsttäuschung abzumildern.

Grundsätzlich stuft Dommer das Schummeln aber als eine unterbewusste Handlung ein. Im Gegensatz zur Gesellschaft, die das Verhalten oft als strategische, bewusste und absichtliche Verhaltensweise erachtet. Dennoch mahnt die Wissenschaftlerin zur Vorsicht vor illusorischen Selbstbetrügereien, vor allem mit Blick auf die finanzielle oder körperliche Gesundheit. Sie rät jedem dazu, sich den Effekt zunächst bewusst zu machen und sich langfristig um eine genauere Selbsteinschätzung zu bemühen – in allen Lebensbereichen.

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