Sehr guter Zugang zu Arzneimitteln |
Lukas Brockfeld |
28.05.2025 11:30 Uhr |
Eine Studie hat ergeben, dass die Menschen in Deutschland im europäischen Vergleich eine sehr gute Arzneimittelversorgung haben. / © Getty Images/RapidEye
Deutschland leistet sich das teuerste Gesundheitssystem der Europäischen Union. Im Jahr 2022 gab die Bundesrepublik 12,6 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Gesundheit aus. Im selben Jahr lag der EU-Durchschnitt nur bei 10,4 Prozent. Doch wie gut ist das deutsche System verglichen mit dem Rest des Kontinents? Das Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat dieser Frage ein ausführliches Gutachten gewidmet.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich für ihre Analyse verschiedene Parameter in den Ländern Deutschland, Österreich, Tschechien, Dänemark, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Italien, der Schweiz und Großbritannien angesehen. Darüber hinaus wurde auch der Durchschnittswert der 27 EU Länder in die Untersuchung mit einbezogen. Diese Auswahl berücksichtigt sowohl steuerfinanzierte als auch beitragsfinanzierte Gesundheitssysteme.
In der Arzneimittelversorgung zeigt sich, dass die Menschen in Deutschland nur selten selbst für die Kosten ihrer Arzneimittel aufkommen müssen. 2022 wurden hierzulande 81 Prozent der Arzneimittelausgaben von den Krankenversicherungen getragen. Im Durchschnitt der 27 EU-Mitgliedsstaaten waren es nur 59 Prozent. Unter den untersuchten Staaten hatte Deutschland nach Frankreich (82 Prozent) die zweithöchste Rate an Kostenübernahmen.
Laut der Studienautoren sind die auffälligen Unterschiede zwischen den Ländern darauf zurückzuführen, dass Entscheidungen über die Preisfestsetzung und Erstattungsfähigkeit von Arzneimitteln in nationaler Zuständigkeit liegen. Und das obwohl die meisten Arzneimittel vor dem Markteintritt ein auf europäischer Ebene harmonisiertes Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) durchlaufen.
Darüber hinaus erhalten die Deutschen besonders schnell Zugang zu innovativen neuen Arzneimitteln. Die EU-Mitgliedsstaaten sind laut einer Richtlinie dazu angehalten, Entscheidungen über die Preisfestsetzung oder Erstattung von Arzneimitteln innerhalb von 90 Tagen (oder innerhalb von 180 Tagen bei kombinierter Preisfestsetzung und Kostenerstattung) zu treffen. Gemessen jeweils an der Zeitspanne zwischen der Zulassung und dem Datum der Verfügbarkeit für Patienten.
In Deutschland liegt diese Zeitspanne im Median bei 47 Tagen. Damit ist die Bundesrepublik das einzige Land der EU, das in der Lage ist das selbst gesteckte 90-Tage-Ziel einzuhalten. Der europäische Durchschnitt lag im Zeitraum von 2019 bis 2022 dagegen bei ganzen 474 Tagen.
Auch bei der Verfügbarkeit neuer Arzneimittel liegt die Bundesrepublik laut der Studie vorne. So sind hierzulande 147 der 167 innovativen Arzneimitteln (88 Prozent), die im Zeitraum von 2019 bis 2022 eine Marktzulassung erhalten haben, verfügbar. Im EU-Durchschnitt sind es nur 72 Medikamenten (43 Prozent).