Schwangere sollten die Tropen meiden |
Christina Hohmann-Jeddi |
25.03.2025 16:20 Uhr |
Urlaub sollten Schwangere lieber in kühleren Regionen verbringen, in denen keine Aedes-Mücken als Überträger der Arboviren vorkommen. / © Johner Bildbyra AB
Arboviren, von Gliederfüßlern übertragene Viren, sind für die Reisemedizin ein großes Thema: »Die Viren breiten sich weltweit massiv aus«, sagte Dr. Sabine Jordan, Oberärztin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, auf dem 26. Forum Reisen und Gesundheit des Centrums für Reisemedizin (CRM) Anfang März in Berlin. Das sieht man auch an den Zahlen der Infektionen bei Reiserückkehrern in Deutschland. Vormals gingen die meisten Infektionen bei Reiserückkehrern entweder auf das Dengue-Virus oder auf Malaria zurück – inzwischen liege Dengue deutlich an der Spitze. Im vergangenen Jahr wurden laut Robert-Koch-Institut (RKI) etwa 1800 Dengue-Infektionen bei Reiserückkehrern gemeldet und nur etwa 900 Malariafälle. 56 Reisende hatten sich mit Chikungunya-Viren und 39 mit Zikaviren infiziert, berichtete Jordan.
Dengue, Zika, Chikungunya, Gelbfieber – alle Erkrankungen werden von Viren ausgelöst, die von Stechmücken auf den Menschen übertragen werden. Die Viren sind weltweit stark verbreitet. »Man kann kaum mehr irgendwo hinreisen, ohne das Risiko für eine dieser Infektionen zu haben«, sagte die Infektiologin. Das Dengue-Virus habe im vergangenen Jahr 14 Millionen Menschen infiziert, mehr als 10.000 Menschen seien an der Infektion gestorben. Bei Chikungunya kam es zu 20.000 Infektionen und 213 Todesfällen, bei Zika zu 49.000 Infektionen. Das ebenfalls zu den Arboviren gehörende Oropouche-Virus verursachte 16.000 Infektionen und vier Todesfälle.
Ein hohes Risiko für Arbovirus-Infektionen ist vor allem in Mittel- und Südamerika und hier in Brasilien und Argentinien gegeben, aber auch Asien ist zum Beispiel stark von Dengue betroffen. In Thailand und Indien kommt das Zikavirus vor. Verschiedene Arboviren sind auch in den USA (Dengue, Chikungunya) und in Australien (Ross-River-Fieber, Japanische Enzephalitis und Dengue) zu finden. »Auch in Australien toben die Arboviren. Alle durch Mücken übertragenen Erkrankungen sind deutlich hochgegangen«, sagte Jordan. Man sehe auch wieder Fälle von Japanischer Enzephalitis, einer viralen Gehirnentzündung.
Gefährlich sind Arbovirus-Infektionen vor allem für Schwangere. Zu nennen ist hier besonders das Zikavirus, wegen seines Potenzials, bei Kindern Fehlbildungen zu verursachen, wenn die Mütter sich in der Schwangerschaft infiziert hatten. Im vergangenen Jahr habe eine Thailand-Reisende aus Dänemark wegen einer Zika-Infektion in der frühen Schwangerschaft ihr Baby verloren, berichtete die Infektiologin. Das Kind war aufgrund einer ausgeprägten Mikrozephalie nicht lebensfähig, weshalb die Schwangerschaft abgebrochen wurde. Zwei Jahre zuvor hatte sich eine schwangere Reisende aus der Schweiz ebenfalls in Thailand mit dem Zika-Virus angesteckt und ihr Kind verloren.
»Wenn man schwanger ist, sollte man nicht in die Tropen reisen«, lautet daher die klare Empfehlung von Jordan. Es reiche nicht, nach aktuellen Zika-Ausbrüchen zu schauen, um die betroffenen Reisegebiete zu meiden. Denn auch andere Infektionen mit Arboviren, aber auch mit Malaria- oder Durchfallerregern können in der Schwangerschaft gefährlich werden. So können Dengue-Infektionen bei Schwangeren schwere Verläufe verursachen und das Oropouche-Virus ähnlich wie das Zikavirus Mikrozephalien bei Infektionen im Mutterleib verursachen. Auch das Chikungunya-Virus kann im Mutterleib auf das Kind übertragen werden und schwere Verläufe bei Neugeborenen verursachen.
Für Paare mit Kinderwunsch gibt es auch eine Empfehlung: Nach einem Tropenaufenthalt sollte eine Schwangerschaft für mindestens drei Monate vermieden werden, da das Zikavirus in der Samenflüssigkeit über diesen Zeitraum persistieren und infektiös bleiben kann, erklärte die Medizinerin. Aber auch für andere Erreger wie dem Dengue- und Mpox-Virus ist bekannt, dass sie sexuell übertragbar und vermehrungsfähig sind. Das zeigte eine Übersichtsarbeit aus dem vergangenen Jahr im Journal »The Lancet Microbe«.