| Schulterschluss gegen Gesundheitskioske | 
 
				
		
	
		Gesundheitskioske (hier im Hamburger Stadtteil Billstedt) sollen die Versorgung verbessern, stoßen aber auf Kritik. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann
In einer gemeinsamen Presseerklärung erteilen der Landesapothekerverband (LAV) sowie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg den geplanten Gesundheitskiosken eine Absage. »Nach allem, was bisher bekannt ist, soll in den Gesundheitskiosken primär keine Gesundheitsversorgung stattfinden«, erklärte dazu der Vorstandsvorsitzende der KV Baden-Württemberg, Karsten Braun. Vielmehr solle es um Sozialberatung für einen Kreis an Bürgerinnen und Bürgern gehen, die sich ansonsten schwertäten, den Zugang zum Sozialsystem zu finden.
»Ob dafür Gesundheitskioske die richtige Lösung sind, lassen wir einmal offen«, zweifelte Braun an. Definitiv aber sei dies nicht Aufgabe der Gesetzlichen Krankenversicherung, betonte der Mediziner. Daher dürften die Kioske auch nicht aus den Versicherungsbeiträgen finanziert werden, »nur weil das vielleicht der bequemste Weg wäre, um die nötigen Mittel zu generieren und dann dafür die öffentlichen Haushalte nicht angetastet werden müssten«, so Braun.
Für die Präsidentin des Landesapothekerverbandes, Tatjana Zambo, zeigt sich in den Plänen ein Grunddilemma, das sich durch das Gesundheitswesen zieht: »Es wäre viel sinnvoller, das vorhandene System von Arztpraxen und Apotheken kraftvoll zu stärken, als eine neue Struktur über eine bestehende zu stülpen. Die angedachten Gesundheitskioske wären ganz wesentlich von der GKV zu tragen. Dafür ist das gesetzliche Gesundheitswesen aber gar nicht zuständig.«
Hiermit würde erneut eine versicherungsfremde Leistung auf die Beitragszahler abgewälzt, so Zambo weiter. »Entsprechende Mittel fehlen aber schon heute, um die etablierten Strukturen angemessen zu finanzieren. Das passt nicht zusammen. Die Gesundheitskioske dürfen nicht weiter vorangetrieben werden.«
Die Gesundheitskioske sollen bundesweit dezentral das Gesundheitssystem entlasten, indem sie Beratung und Koordinierung von Gesundheitsleistungen sowie einfache medizinische Routineaufgaben in benachteiligten Gemeinden und Stadtteilen anbieten. So sieht es der Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) vor. Ergänzt werden sollen die Kioske durch sogenannte Primärversorgungszentren in Regionen, in denen Unterversorgung droht oder herrscht. Apotheken sind laut den Gesetzesplänen nicht daran beteiligt. Nach derzeitigen Plänen sollen die Kommunen 20 Prozent der Kosten tragen, den Hauptanteil von 74,5 Prozent die GKV, 5,5 Prozent die privaten Kassen. Laut Bundesgesundheitsministerium entstehen pro Gesundheitskiosk jährliche Kosten von rund 400.000 Euro.