Schritt für Schritt – aber besser am Stück |
| Laura Rudolph |
| 29.10.2025 12:00 Uhr |
Längere Strecken am Stück zu gehen, ist der Herz-Kreislauf-Gesundheit förderlicher als öftere kurze Bewegunseinheiten. / © Getty Images/Zorica Nastasic
Wie viele Schritte pro Tag reichen, um fit und gesund zu bleiben? Zu dieser Frage gab es schon diverse Untersuchungen – mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Ergebnissen. So kamen etwa US-amerikanische Forschende vor zwei Jahren zu dem Schluss, dass es genüge, dreimal wöchentlich 8000 statt täglich 10.000 Schritte zu gehen, um die Sterblichkeit zu senken. Häufigere lange Spaziergänge brächten keinen weiteren Vorteil. Dieses Jahr ergab außerdem eine australische Studie, dass 7000 Schritte am Tag nötig seien, um das Risiko für chronische Krankheiten und kognitiven Abbau deutlich zu reduzieren.
Während sich bisherige Studien also vor allem auf die Gesamtanzahl der Schritte fokussierten, hat nun ein Forschungsteam um Dr. Borja del Pozo Cruz von der Universität Europea de Madrid in Spanien untersucht, ob es hinsichtlich der Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Gesundheit einen Unterschied macht, ob die täglichen Schritte überwiegend in kurzen oder längeren zusammenhängenden Intervallen gesammelt werden. Die Ergebnisse der Beobachtungsstudie sind kürzlich im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« erschienen.
Das Team analysierte Daten von 33.560 Personen aus der UK Biobank, die im Durchschnitt maximal 8000 Schritte pro Tag zurücklegten und zu Studienbeginn weder Herz-Kreislauf- noch Krebserkrankungen hatten. Sie waren im Mittel 62 Jahre alt. Anhand ihres Bewegungsmusters teilten die Forschenden die Personen in vier Gruppen ein – je nachdem, wie lange sie durchschnittlich am Stück liefen, bevor sie eine Pause einlegten:
In der durchschnittlich 7,9 Jahre andauernden Nachbeobachtungsphase wurde analysiert, wie häufig es in den Gruppen zu kardiovaskulären Ereignissen oder zum Tod kam.
Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang: Längere Bewegungsintervalle waren mit einem geringeren Sterblichkeits- und Herz-Kreislauf-Risiko assoziiert. Nach einer Modellierung für einen Zeitraum von 9,5 Jahren lag die kumulative Gesamtsterblichkeit bei Personen mit Bewegungseinheiten unter fünf Minuten bei 4,36 Prozent. Sie reduzierte sich bei längerer Dauer der »Bewegungsportionen« auf 1,83 Prozent (fünf bis zehn Minuten), 0,84 Prozent (zehn bis 15 Minuten) beziehungsweise 0,80 Prozent (mehr als 15 Minuten).
Vergleichbar war das Muster bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Die kumulative Inzidenz betrug 13,03 Prozent bei Menschen mit Bewegungseinheiten von unter fünf Minuten, 11,09 Prozent bei Einheiten von fünf bis zehn Minuten, 7,71 Prozent bei Einheiten von zehn bis 15 Minuten und 4,39 Prozent bei Aktivitätsphasen von mindestens 15 Minuten.
Bei Personen, die insgesamt weniger als 5000 Schritte pro Tag zurücklegten, waren die beobachteten Zusammenhänge deutlicher als bei Personen mit bis zu 7999 Schritten pro Tag. Damit könnten sich längere Aktivitätsintervalle insbesondere bei Menschen, die sich insgesamt eher wenig bewegen, positiv auswirken.
Allerdings lassen sich aus einer Beobachtungsstudie wie dieser keine kausalen Schlüsse ziehen. Vielmehr können die Autoren auch eine umgekehrte Kausalität nicht ausschließen. So könnte es etwa sein, dass gesündere und fittere Menschen eher dazu in der Lage sind, sich länger am Stück zu bewegen. In diesem Fall wäre also nicht die längere Aktivität die Ursache der besseren Gesundheit, sondern der bessere Zustand die Ursache der längeren Aktivität.
Zudem räumen die Autoren ein, dass es in der Studie zu potenziellen Restverzerrungen gekommen sein könnte. Sie geben auch zu bedenken, dass die körperliche Aktivität der Teilnehmenden nur einmalig erfasst wurde.