Schnellere Digitalisierung könnte Milliarden bringen |
Cornelia Dölger |
28.11.2023 16:00 Uhr |
Mehr Digitalisierung wagen: Eine Studie im Auftrag des BDI kommt zu dem Schluss, dass mehr Tempo bei der Digitalisierung in Deutschland einen gewaltigen Schub für die Volkswirtschaft bewirken könnte. / Foto: Adobe STock/ NATALIMIS
In zwei Tagen sollen sich nach wochenlanger Planung Deutschlands Pharmagrößen mit Vertretern aus dem Bundesgesundheits- sowie Bundeswirtschaftsministerium zu einem Spitzengespräch treffen, um über die geplante Pharmastrategie des Bundes zu sprechen. Kurz vor dem Termin wurde heute eine Studie der Wirtschafts- und Forschungsinstitute IGES und WifOR im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) veröffentlicht, die Deutschland in den Bereichen Zugang zu Gesundheitsdaten, Entbürokratisierung sowie Forschungsbedingungen eher schlechte Noten ausstellt. Gleichzeitig aber berge die Pharmastrategie große Potenziale, zitiert heute das »Handelsblatt« die Studie.
Deutschland ist demnach in besagten Bereichen im internationalen Vergleich rückständig. Hier könnten Verbesserungen »einen gewaltigen volkswirtschaftlichen Schub« auslösen, wie das »Handelsblatt« schreibt. Für die Analyse untersuchten die Institute den Einfluss der drei wichtigsten Faktoren – Digitalisierung, Innovationsförderung und Fachkräfte – auf die gesamte Gesundheitswirtschaft bis ins Jahr 2030. Zu diesem Wirtschaftszweig gehörten neben der Pharmabranche auch Unternehmen aus dem Bereich Medizintechnik, Biotech sowie Digital Health, erklärt das Blatt.
Laut Studie hätte eine beschleunigte Digitalisierung in Deutschland einen enormen Effekt: Bis 2030 würde sich die Bruttowertschöpfung damit von aktuell 103 Milliarden Euro jährlich um acht Milliarden Euro erhöhen, zitiert das »Handelsblatt« die Studie. »Insgesamt ließe sich die Wertschöpfung im Vergleich zum Status quo bis 2030 um 30,5 Milliarden Euro steigern.«
Würden die Investitionen in Forschung steigen, hätte dies einen ähnlichen Effekt, heißt es weiter. Dadurch ließe sich die Bruttowertschöpfung im besten Fall um fünf Milliarden Euro jährlich bis 2030 steigern und insgesamt um 29 Milliarden Euro. Umgekehrt aber bestehe das Risiko, dass bei ausbleibenden Investitionen Unternehmen den Anschluss an neue Technologien verlieren könnten.
Als ein Risiko identifizierten die Autorinnen und Autoren demnach auch den Fachkräftemangel. Bis 2030 könnten bis zu 320.000 Arbeitskräfte fehlen, was einen Verlust von 26,6 Milliarden Euro zur Folge hätte.
Zentral für die Attraktivität eines Landes seien die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft sowie der Zugang zu Gesundheitsdaten. Hier müsse Deutschland nachlegen, zitiert die Zeitung Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. Die Bundesregierung hat zur Digitalisierung derzeit zwei Gesetzesvorhaben in der Pipeline. Das Digitalgesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) sollen unter anderem dazu beitragen, dass hierzulande Wirkstoffe schneller entwickelt werden können.
Für den Pharmastandort Deutschland gab es überdies Mitte November einen Lichtblick, als der US-Konzern Eli Lilly ankündigte, 2,3 Milliarden Euro in eine neue Arzneimittel-Produktionsstätte in Alzey in Rheinland-Pfalz zu investieren. Bei der offiziellen Verkündung zeigte sich Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) überzeugt, dass Deutschland in fünf bis zehn Jahren »eine zentrale Rolle« in der Arzneimittelherstellung spielen werde.