Schleim – großer Auftritt eines Sekrets |
| Jennifer Evans |
| 03.11.2025 15:00 Uhr |
Glitschig, glänzend, genial: Warum ohne Schleim nichts läuft, zeigt eine neue Ausstellung in Berlin. / © Adobe Stock/Nikolay
Der Schleim bekommt eine große Bühne. Und zwar nicht wegen der Erkältungssaison, sondern weil die beiden Kuratorinnen Beate Kunst und Susanne Wedlich jenem Hydrogel, das unser Überleben sichert und doch so missverstanden wird, eine Ausstellung widmen. Ganz ohne Naserümpfen wird dort das präsentiert, was sonst diskret im Taschentuch verschwindet.
Schleim ist nämlich ein wahres Multitalent: zu etwa 95 Prozent besteht er aus Wasser, eingebettet in molekulare Ketten. Chemisch schlicht, funktional, brillant – Schleim schützt, schmiert und klebt sich durch den gesamten Körper. Wenn er aber versagt, wird’s ernst: Lungen verstopfen, Därme entzünden sich, selbst das Krebsrisiko kann steigen. Man könnte fast sagen: Kein Krankheitsbild ohne Einfluss des Schleims. Es überrascht also nicht, dass dieses Material seit einigen Jahren im Fokus der biomedizinischen Forschung steht – eine zähe Angelegenheit im wahrsten Sinne.
Sein Image ist jedoch ambivalent: Während wir feuchte Aussprache verabscheuen, küssen wir uns fröhlich durch den Speichelfilm. Unsere kulturelle Schleimphobie hat also mehr mit Ästhetik zu tun als mit Vernunft. Mikroorganismen sehen das entspannter – sie nutzen Schleim als Panzer gegen unser Immunsystem oder gegen Antibiotika.
Die Ausstellung »Schleim – Geheimnisse einer unterschätzten Körperflüssigkeit« ist noch bis 6. September 2026 im Berliner Medizinhistorischen Museum am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1, 10117 Berlin zu sehen.