Schlaganfall – was kommt danach? |
Sicher ist: »Je eher man mit dem Training beginnt und professionelle Unterstützung bekommt, je mehr man bereit ist, sich ins Leben zurückzukämpfen und gleichzeitig aber auch die neue Situation zu akzeptieren, desto eher sind positive Effekte zu erwarten«, sagt Meisel.
Lange Zeit hieß es, dass Fortschritte vor allem in den ersten drei, allenfalls sechs Monaten nach dem Schlaganfall möglich seien. »Heute gehen wir davon aus, dass sich das Gehirn dank der sogenannten Neuroplastizität teilweise regenerieren kann«, sagt Meisel. Gesunde Bereiche übernehmen dann Aufgaben der geschädigten Areale, zum Beispiel, indem gesunde Nervenzellen neue Kontakte bilden, um die verlorenen Funktionen zumindest teilweise auszugleichen. Doch auch hier gilt: Jedes Gehirn, jeder Schlaganfall ist individuell und so sieht auch jeder Weg zurück ins Alltagsleben anders aus.
Unterschätzt werden oft auch die psychischen Folgen eines Schlaganfalls. Neben den körperlichen Folgen kann es auch zu Persönlichkeitsverschiebungen kommen, beispielsweise zu einer veränderten Impulskontrolle. Und: »Rund ein Drittel aller Schlaganfall-Patienten leidet nach dem Schlaganfall zudem an Depressionen«, sagt Meisel.
Dabei kann eine Depression einerseits durch den Schlaganfall selbst ausgelöst werden. Und zwar, wenn er Gehirnbereiche trifft, die für den Umgang mit Emotionen zuständig sind, so die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Andererseits können auch die Folgen eines Schlaganfalls zu der psychischen Erkrankung führen. Etwa, wenn sich Betroffene wert- und nutzlos fühlen und ihren verlorenen Fähigkeiten nachtrauern.
Wichtig: Eine Depression sollte unbedingt behandelt werden, etwa mit Medikamenten und, falls möglich, mit psychotherapeutischen Sitzungen.
»Auch der erste Schlaganfall hatte ja oftmals einen oder mehrere Gründe«, sagt Corinna von Büdingen, Geschäftsführerin der Deutschen Schlaganfallbegleitung (DSB). Ein kritischer Blick auf die Lebensgewohnheiten und Risikofaktoren und die eine oder andere Anpassung lohnt also. Da gibt es die üblichen Ratschläge: nicht rauchen, kein Alkohol, viel Bewegung im Alltag. Von Büdingen rät zudem, die vom Arzt verschriebenen Medikamente unbedingt einzunehmen, denn das geschehe erstaunlich oft nicht. Apotheken können hier wertvolle Unterstützung leisten.
Doch das ist nicht alles: »Der Ernährung kommt eine große Bedeutung zu«, sagt von Büdingen. »Studien zeigen deutlich, dass die Mittelmeer-Diät besonders gut helfen kann, einen weiteren Schlaganfall zu verhindern.« Heißt: viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und gesunde Fette, etwa aus Fisch oder Olivenöl. Hausarzt oder Hausärztin haben die Möglichkeit, eine Ernährungsberatung zu verordnen.