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Große dänische Studie

Schlaganfall-Risiko durch Triptane sehr gering

Triptane wirken gefäßverengend und sind deshalb bei Patienten mit bestimmten kardiovaskulären Risikofaktoren kontraindiziert. Laut aktuellen Daten ist das absolute Risiko aber äußerst gering. Jungen Frauen, die die Pille nehmen, sollten die Mittel daher nicht vorenthalten werden.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 27.03.2024  16:30 Uhr

Triptane zählen zu den wichtigsten Medikamentenklassen zur Akutbehandlung bei Migräneanfällen. Sie bewirken über einen selektiven Agonismus an den Serotonin-Rezeptoren 5-HT1B und 5-HT1D eine Vasokonstriktion von Blutgefäßen, die die Hirnhaut versorgen. Es werden jedoch in geringem Umfang auch andere Blutgefäße verengt, weshalb Triptane bei Patienten mit bestimmten kadiovaskulären Risikofaktoren nicht angewendet werden dürfen. Hierzu zählen etwa ein stattgehabter Herzinfarkt oder Schlaganfall/transitorische ischämische Attacke (TIA), eine ischämische Herzkrankheit und mittelschwerer bis schwerer Bluthochdruck beziehungsweise leichter Bluthochdruck, der nicht kontrolliert ist.

Eine bevölkerungsweite Fall-Crossover-Studie aus Dänemark bestätigt jetzt, dass Triptane bei Patienten mit entsprechendem Risikoprofil tatsächlich besser nicht eingesetzt werden sollen. Für die Praxis fast noch bedeutsamer ist aber ein anderes Teilergebnis: Bei Patienten mit niedrigem Ausgangsrisiko erhöhte die Anwendung eines Triptans das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko nur marginal. Das berichtet ein Autorenteam um Dr. Christian Lund Petersen von der Universitätsklinik Odense im Fachjournal »JAMA Neurology«.

Cleveres Studiendesign schließt Verzerrungen aus

Um verzerrende Faktoren möglichst auszuschließen, nutzten die Forschenden ein cleveres Studiendesign, bei dem jeder einzelne Fall als seine eigene Kontrolle dient. Berücksichtigt wurden alle Bewohner Dänemarks, die zwischen Januar 1995 und August 2022 erstmals eine Verordnung über ein Triptan eingelöst hatten. Anhand eines Abgleichs des Verordnungs- mit dem Krankheitsregister wurde ermittelt, ob die Erstanwendung des Migränemittels innerhalb von zwei Wochen vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall stattgefunden hatte (Zeitfenster im Fokus) oder ob zwischen der ersten Triptananwendung und einem entsprechenden Herz-Kreislauf-Ereignis mehr als vier, aber weniger als zwölf Wochen vergangen waren (Vergleichszeitfenster).

Insgesamt hatten 429.612 Personen im Studienzeitraum die Anwendung eines Triptans begonnen; das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 38 Jahren und der Frauenanteil bei 76 Prozent. Es kam zu elf Herzinfarkten, 18 ischämischen Schlaganfällen und 35 ischämischen/nicht spezifizierten Schlaganfällen, die sich entweder während eines Zeitfensters im Fokus oder eines Vergleichszeitfensters ereigneten. Hieraus ließ sich ein ungefähr dreifach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt (Odds Ratio 3,3), einen ischämischen Schlaganfall (OR 3,2) beziehungsweise einen ischämischen/nicht spezifizierten Schlaganfall (OR 3,0) bei Beginn einer Triptantherapie errechnen.

Allerdings waren die Patienten, die ein solches Ereignis erlitten, durchschnittlich 60 Jahre alt und hatten fast alle bereits vorher ein hohes kardiovaskuläres Risiko. Dass die absolute Häufigkeit von ischämischen Ereignissen im Studienzeitraum so niedrig war, sei einerseits eine Limitation der Studie, stelle andererseits aber auch an sich ein Ergebnis dar: Für den einzelnen Patienten mit niedrigem Hintergrundrisiko sei die Gefahr eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls infolge der Triptaneinnahme »sehr gering«, betonen die Autoren.

»Fall des Monats« der Deutschen Hirnstiftung

Die Deutsche Hirnstiftung greift die Studie in einer aktuellen Pressemitteilung auf. Als »Fall des Monats« berichtet sie von einer 19-jährigen Migränepatientin, die von ihrer Hausärztin kein Triptan verordnet bekommt. »Der Grund dafür ist die Angst vor einem Schlaganfall«, sagt Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. Immer wieder werde gerade jüngeren Frauen von einer Behandlung mit Triptanen abgeraten. Dabei seien sie die Hauptgruppe unter den Betroffenen – die Zusammensetzung des Patientenkollektivs in der dänischen Studie bestätigt das.

Sorgen wegen eines erhöhten Schlaganfall-Risikos bestehen laut Hirnstiftung vor allem bei Frauen, die die »Pille« einnehmen. Die Anwendung oraler Kontrazeptiva erhöhe das Risiko für einen Schlaganfall anfangs etwas, die zusätzliche Einnahme eines Triptans verstärke die Gefahr aber nicht, so die Stiftung mit Verweis auf die aktuelle Studie. Dort seien alle Menschen erfasst worden, die zum ersten Mal ein Triptan einnahmen, also auch Frauen mit der Pille.

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