Schlaganfall-Prophylaxe beginnt im Mund |
| Johanna Hauser |
| 14.11.2025 14:30 Uhr |
Das kombinierte Auftreten von Parodontitis und Karies erhöht das Risiko für Schlaganfälle deutlich. / © Adobe Stock/samunella
Parodontitis und Karies wurden beide schon mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht. Wie sich die beiden Erkrankungen zusammen auswirken hat nun ein Team um Stefanie Wood von der University of South Carolina in Columbia, untersucht. Es analysierte hierfür Daten von 5986 Erwachsenen ohne Schlaganfall oder koronarer Herzkrankheit (KHK) in der Vorgeschichte. Die Teilnehmer wurden zahnärztlich untersucht und entsprechend der Befunde drei Gruppen zugeteilt: gesunde Mundhöhle (n=1640), Parodontitis (n=3151) und Parodontitis mit Karies (n=1195). Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre, die Nachbeobachtungszeit 21 Jahre.
In dieser wurde ermittelt, wie viele Teilnehmer einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten. Die Ergebnisse wurden im Journal »Neurology Open Access« veröffentlicht. Von den mundgesunden Teilnehmern erlitten 4,1 Prozent einen Schlaganfall. Bei den Patienten mit Parodontitis stieg der Anteil auf 6,9 Prozent, traten Parodontitis und Karies gemeinsam auf lag die Schlaganfall-Rate bei 10 ,0 Prozent.
Nach Adjustierung um Alter, Geschlecht, Body Mass Index, Raucherstatus und vaskuläre Risikofaktoren war das Risiko für einen Schlaganfall um 86 Prozent erhöht, wenn Karies und Parodontitis zusammen vorlagen. Das Risiko für ein MACE (Herzinfarkt, tödliche KHK oder ischämischer Schlaganfall) war ebenfalls um 36 Prozent erhöht im Vergleich zu den mundgesunden Teilnehmern.
Lag nur Parodontitis vor, bestand noch ein um 44 Prozent höheres Risiko. Insbesondere für kardioembolische (plus 58 Prozent) und thrombotische Schlaganfälle (plus 27 Prozent) war eine Assoziation vorhanden, das MACE-Risiko war nicht erhöht.
Eine regelmäßige zahnärztliche Vorsorge senkte die Wahrscheinlichkeit für Parodontitis (Odds Ratio 0,71) und das gemeinsame Auftreten von Parodontitis und Karies (Odds Ratio 0,19).
Die gleiche Arbeitsgruppe untersuchte parallel, ob ein Einfluss zwischen Parodontitis und Mikroangiopathie-Markern besteht. Die Ergebnisse, die ebenfalls in »Neurology Open Access« veröffentlicht wurden, belegen einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und einem größeren Volumen von bestimmten Läsionen der weißen Substanz. Diese sogenannten »White Matter Hyperintensities«, kurz WHM, sind ein MRT-Marker für zerebrale Mikroangiopathien, also einer Schädigung kleinster Blutgefäße im Gehirn.
Die 1143 Teilnehmer unterzogen sich einer umfassenden zahnärztlichen Untersuchung, 800 von ihnen wiesen eine Parodontitis auf. Zu einem zweiten Termin hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich einem MRT-Scan des Gehirns zu unterziehen. Das Durchschnittsalter lag bei 76 Jahren.
Teilnehmer mit Parodontitis hatten eine etwa 42 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, zerebrale Mikroblutungen zu haben. Nach Bereinigung der Daten war die Wahrscheinlichkeit noch um 14 Prozent erhöht. Das Volumen der WMH war in der Parodontitis-Gruppe größer, nach Bereinigung der Daten allerdings nicht mehr signifikant (plus 16 Prozent).
Auch das Risiko für einen lakunären Infarkt, der eine Folge mikroangiopathischer Veränderungen im Gehirn ist, war um 14 Prozent erhöht, aber nicht signifikant.
Die vorgelegten Daten deuten darauf hin, dass Parodontitis nicht nur lokal in der Mundhöhle Entzündungen verursacht, sondern auch systemisch die Gesundheit der Gefäße beeinflussen kann. Die Autoren folgern, dass eine gute Mundgesundheit so auch einen Beitrag zur Prävention zerebrovaskulärer Erkrankungen leisten kann.