Scharfe Kritik an Umverteilungsplänen |
Der DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann wirft den Kassen eine bewusste Benachteiligung von Versicherten in Städten vor. / Foto: ABDA
Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Hans-Peter Hubmann, erklärt zu einem aktuellen Statement des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Bezug auf eine mögliche Apothekenreform: »Der Umverteilungsvorschlag des GKV-Spitzenverbands zeigt, wie wenig den Krankenkassen an einer guten Versorgung ihrer eigenen Versicherten gelegen ist.« Dass es den Stadtapotheken besser gehe als den Landapotheken sei schlichtweg falsch. In Berlin-Lichtenberg gäbe es beispielsweise eine Apothekendichte von 14 Apotheken, die 100.000 Menschen versorgen müssen.
Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt versorgen rund 21 Apotheken 100.000 Bürgerinnen und Bürger – im EU-Vergleich sind es sogar 32. »In den Großstädten Deutschlands sinkt die Apothekenzahl schon seit Jahren – teilweise sogar schneller als im Bundesdurchschnitt. Für die Menschen in den Kiezen bedeutet dies, dass jedes Mal ein Stück wohnortnahe Versorgung wegfällt und somit weitere Wege anfallen«, betonte der DAV-Vorsitzende.
Hubmann weiter: »Es ist schon bemerkenswert, dass die Krankenkassen die in den Städten lebenden GKV-Versicherten bewusst benachteiligen wollen. Denn eins ist klar: Die Apotheken sind durch den mittlerweile seit elf Jahren andauernden Honorarstillstand in einer wirtschaftlichen Krisensituation. Mehr als 10 Prozent der Betriebsstätten verzeichnen inzwischen defizitäre Betriebsergebnisse.« Die weitere Absenkung des Apothekenhonorars – ganz egal an welcher Stelle – wäre laut Hubmann fatal und würde den Wegfall vieler weiterer Apotheken bedeuten.
»Die rund 100 Krankenkassen sollten Ihren Versicherten vielmehr davon berichten, wie viel Geld sie pro Jahr in ihre eigenen Verwaltungsausgaben investieren. Mehr als 4 Prozent der GKV-Einnahmen werden inzwischen für unnötige Investitionen wie beispielsweise massive Werbekampagnen der Krankenkassen verwendet. Zum Vergleich: Für das Apothekenhonorar geben die Kassen nur halb so viel aus – nämlich rund 2 Prozent der GKV-Einnahmen«, so der DAV-Vorsitzende. Daran erkenne man, worum es dem GKV-Spitzenverband wirklich gehe: »Nicht um eine qualitativ hochwertige Versorgung der Menschen in Deutschland, sondern um den reinen Sparwahn«, sagt Hubmann.
Kritik kommt auch vom »Verband innovativer Apotheken«, der die Umverteilungspläne als »unsubstantiiert und praxisfern« bezeichnet. Der Vorschlag des GKV-Spitzenverbands beruhe auf »einem fundamental falschen Verständnis der Versorgungslandschaft in Deutschland«.
Laut Via sei es bemerkenswert, dass Stefanie Stoff-Ahnis die Reduktion der Apothekenanzahl in den Städten als Lösungsansatz sehe, während die Verwaltungskosten der Krankenkassen »exorbitant hoch« seien. Allein für die Verwaltung der 94 Krankenkassen würden jährlich 13 Milliarden Euro ausgegeben – »eine Summe, die das sechsfache des gesamten Wertschöpfungsanteils der Apotheken nach der Arzneimittelpreisverordnung darstelle,« stellt der Verband heraus.
Der Via schlägt eine Reduktion der Krankenkassenzahl vor. Diese würde erhebliche Einsparungen ermöglichen und könne zur Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen, ohne etablierte Versorgungswege und -strukturen zu belasten.
Der Verband lädt Stoff-Ahnis dazu ein, sich vor Ort ein Bild von der täglichen Arbeit in Apotheken zu machen. »Ein direkter Einblick in Abläufe und Herausforderungen könnte ihr helfen, eine fundiertere Perspektive zu gewinnen. Bis dahin empfehlen wir, sich zunächst der erheblichen Verwaltungsineffizienz innerhalb der Krankenkassenstruktur zu widmen, bevor absurde Vorschläge zur strukturellen Umverteilung der Apotheken gemacht werden«, heißt es in der Via-Mitteilung.