Scanacs bietet Direktabrechnung ab Oktober |
Alexander Müller |
24.07.2024 10:44 Uhr |
Apotheken sollen über Scanacs künftig selbst mit den Krankenkassen abrechnen können. / Foto: Getty Images/DjelicS
Die Idee hinter Scanacs: Die Apotheken rechnen direkt mit den Krankenkassen ab. Viele Prozesse in der Abrechnung wie beispielsweise Retaxationen oder Verrechnung der Herstellerabschläge sind aber auf eine Gesamtrechnung aus der Apotheke ausgelegt. Weil Scanacs sich ausschließlich auf E-Rezepte fokussiert, hat sich das Modell bislang im Markt nicht etabliert.
Anfang des Jahres drohte sogar das Aus. Im Februar wurde Scanacs aus dem Insolvenzverfahren in eine neue Gesellschaft überführt. Beteiligt sind jetzt die Kooperation Elac Elysée (Guten-Tag-Apotheken), mehrere Apotheker aus dem Elac-Kreis über die Cale Invest GmbH sowie Scanacs-Geschäftsführer Frank Böhme. Manfred Seibold als Vorstand der Pro Medisoft zählt nun doch nicht zu den Gesellschaftern, hat aber ein Darlehen zur Scanacs-Rettung gegeben und begleitet das Projekt weiterhin.
Im Mai wurde dann die Kooperation mit dem neu gegründeten AZ Nord bekannt. Geschäftsführer dort ist der ehemalige NARZ-Manager Michael Irmer. Die privaten Rechenzentren AVC Dick und ARZ Wünsch übernehmen als Mitgesellschafter des AZ Nord die Logistik: das Abholen und Scannen der Papierrezepte.
Bei dem Angebot »Combi Direkt« können die Apotheken E-Rezepte künftig eigenständig über Scanacs mit den Krankenkassen abrechnen. Papierrezepte werden durch das AZ Nord in Vertretung abgerechnet. Die Auszahlung durch die Kostenträger soll durch das AZ Nord auf das Geschäftskonto der Apotheke erfolgen.
Nach Unternehmensangaben können Apotheken unabhängig von dem Warenwirtschaftssystem Scanacs nutzen. Voraussetzung ist, dass AZ Nord als Rezeptabrechner in der Warenwirtschaft der Apotheke angebunden ist. Ein Wechsel auf die Kombi-Lösung soll ab dem Abrechnungsmonat Oktober möglich sein.
Über die Anzahl der geschlossenen Verträge macht Böhme gegenüber der PZ keine Angabe, die Interessentenzahl liege aber im dreistelligen Bereich. Scanacs veranschlagt 49 Euro als Pauschale zuzüglich 10 Cent pro E-Rezept. Für die Abrechnung der Papierrezepte gibt es eine Preisstaffel je nach Anzahl der eingereichten Belege. Anders als bei anderen Rechenzentren üblich ist also der abgerechnete Umsatz keine Bezugsgröße.
Böhme zufolge sind im Scanacs-System die Prüfkriterien mehrerer Krankenkassen hinterlegt. Damit sollen Retaxationen möglichst vermieden werden. Der nächste große Schritt soll dann eine schnellere Auszahlung sein. Denn darin liegt mit Blick auf das Liquiditätsmanagement der Apotheke ja der eigentliche Reiz in der Direktabrechnung.
Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, denn dazu müssten die Rahmenverträge entsprechend angepasst werden. Das Interesse der Krankenkassen ist überschaubar, weil für sie der Aufwand steigen würde. Böhme und Irmer halten dagegen, dass eine tägliche Abrechnung bei den Kliniken längst etabliert sei. Und man sei gerne bereit, bei der Weiterentwicklung der Verträge mitzuwirken. Die Partner sind zuversichtlich. Immerhin verzichteten schon heute viele Kassen auf Papierrechnungen, ab 2025 seien E-Rechnungen ohnehin verpflichtend.
Scanacs ist zum Erfolg verdammt. Denn die laufenden Kosten bewegen sich monatlich im sechsstelligen Bereich. Böhme zufolge besteht das Team aus 18 Mitarbeitenden, die meisten sind in der Entwicklung tätig, zwei im Vertrieb.
Auf die Vertriebsaktivitäten der neuen Konkurrenz dürfte vor allem Noventi ein wachsames Auge haben. Denn der Marktführer zählt den größten Anteil der Guten-Tag-Apotheken zu seinen Kunden – und die sind aufgrund der Gesellschafterstruktur bei Scanacs natürliche Ansprechpartner.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.