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Probiotika bei Brechdurchfall

Sanft, sanfter, wirkungslos?

Probiotika erfreuen sich als sanfte Therapieoption bei Magen-Darm-Infekten mit Brechdurchfall zunehmender Beliebtheit. Doch womöglich sind sie vor lauter Sanftheit sogar wirkungslos. Darauf deuten jetzt zwei große randomisierte Studien aus Kanada und den USA hin.
Annette Mende
13.12.2018  08:00 Uhr

Probiotika sind Präparate mit lebenden Bakterien, die sich in der Prävention und Therapie von Durchfallerkrankungen in zahlreichen Studien bewährt haben. So kamen etwa die Autoren eines Cochrane-Reviews 2010 zu dem Schluss, dass Probiotika die Symptomdauer bei akuter Diarrhö um durchschnittlich 25 Stunden verkürzen können. Da Durchfall neben Erbrechen auch ein Symptom bei Gastroenteritis ist, liegt es nahe, auch in dieser Indikation eine positive Wirkung zu vermuten. Einige Leitlinien, darunter die der europäischen Fachgesellschaft ESPGHAN, empfehlen Probiotika auch bei akuter Gastroenteritis. Die Studien, die dieser Empfehlung zugrundeliegen, weisen aber methodische Mängel auf, bemerkte der Gastroenterologe Dr. J. Thomas LaMont vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston kürzlich im »New England Journal of Medicine«.

Anlass für LaMonts Artikel waren zwei Studien, die in derselben Ausgabe des Fachjournals erschienen waren. Es handelt sich um zwei große randomisierte, doppelblinde Studien mit insgesamt 1857 Kindern zwischen drei Monaten und vier Jahren, die Forschergruppen um Dr. Stephen B. Freedman vom Alberta Children’s Hospital and Research Institute in Calgary und Dr. David Schnadower vom Children’s Hospital Medical Center in Cincinnati unabhängig voneinander, aber mit nahezu identischem Design durchgeführt hatten. Die Kinder, die aufgrund einer Gastroenteritis in eine Krankenhaus-Notaufnahme gebracht worden waren, wurden im Rahmen der Studien zusätzlich zur Standardtherapie fünf Tage lang zweimal täglich entweder mit einem Probiotikum oder Placebo behandelt. Das Probiotikum enthielt in beiden Studien Lactobacillus rhamnosus, in der kanadischen zusätzlich noch Lactobacillus helveticus. Die verwendeten Präparate sind in den beiden Ländern als OTC-Produkte erhältlich.

In den Studien sollte untersucht werden, ob die Anwendung des Probiotikums die Krankheitsdauer verkürzt. Primärer Endpunkt war daher in beiden Fällen eine moderate bis schwerwiegende Gastroenteritis innerhalb von zwei Wochen nach dem Besuch der Notaufnahme. Dieser wurde in der US-amerikanischen Studie in der Probiotikagruppe von 11,8 Prozent der Kinder erreicht versus 12,6 Prozent in der Placebogruppe. In Kanada lagen die Prozentsätze mit 26,1 Prozent unter Probiotika beziehungsweise 24,7 Prozent unter Placebo höher, aber ebenfalls nicht weit auseinander. Die Unterschiede waren in beiden Studien nicht signifikant, eine Überlegenheit des Verums konnte somit nicht gezeigt werden. Auch hinsichtlich der Dauer von Durchfall und Erbrechen, der Häufigkeit von ungeplanten Arztbesuchen und der Anzahl der Fehltage eines Sorgeberechtigten des Kindes gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

LaMont möchte diese negativen Ergebnisse jedoch nicht für alle Probiotika generalisieren. Die in handelsüblichen Probiotika verwendeten Bakterien unterschieden sich teilweise erheblich hinsichtlich ihrer Wirkmechanismen und der Fähigkeit, den Magen-Darm-Trakt zu kolonisieren. Probiotika seien kostengünstig und untoxisch und hätten daher ein großes Potenzial zur Behandlung von gastrointestinalen und anderen Erkrankungen. Wo genau die Stärken – und Schwächen – der einzelnen Stämme liegen, müsse in gut gemachten Studien wie diesen eruiert werden.

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