Rufe nach Rückkehr irritieren |
Cornelia Dölger |
18.12.2024 14:30 Uhr |
Syrische Heilberufler bilden einen grundlegenden Anteil im deutschen Gesundheitswesen, hie etwa der syrische Zahnarzt Mohamad Al Mahmid, der in einer Zahnarztpraxis in Dinslaken arbeitet. / © FUNKE Foto Services
Knapp zwei Wochen nach dem Sturz des langjährigen Regimes in Syrien fordern syrische Apotheker und Ärzte in Deutschland, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Die Syrische Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland (SyGAAD) setze sich dafür ein, die lokale Gemeinschaft in Syrien zu unterstützen und insbesondere den Gesundheitssektor zu fördern, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Es sei wichtig, dass die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Syrien wieder aufgenommen würden.
Dass die Bedeutung der syrischen Heilberufler in Deutschland sowie deren Beitrag zu einer sicheren Gesundheitsversorgung jetzt hervorgehoben werde – etwa habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer Fernsehansprache die wichtige Rolle der syrischen Ärztinnen und Ärzte benannt –, begrüßte der Verein.
Derzeit arbeiteten in Deutschland laut einer Statistik der Bundesärztekammer mehr als 6000 syrische Ärztinnen und Ärzte sowie 2000 Apotheker. Diese Zahl umfasse allerdings nicht diejenigen, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sodass die tatsächliche Zahl weitaus höher sein könne, nämlich etwa 10.000 Ärzte sowie 3000 Apothekern.
»Syrische Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker bilden somit einen wesentlichen Bestandteil des Gesundheitssystems in Deutschland«, schreibt der Verein. Die Heilberufler seien sich der Bedeutung ihrer Rolle in Gesundheitssystem und ihres Beitrags zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in Deutschland voll bewusst.
Um so wichtiger sei, »die Bemühungen der syrischen Kolleginnen und Kollegen zur Integration zu unterstützen«. Besorgt reagierte der Verein auf die schnellen Forderungen nach einer Rückkehr der Menschen in das kriegsgeschundene Land. Rufe nach Abschiebungen hätten bei den syrischen Kolleginnen und Kollegen »große Verwunderung und Irritation« hervorgerufen.
Eine Rückkehr nach Syrien unter dem Assad-Regime sei keine Option gewesen. Durch den Sturz des Regimes eröffne sich nun »grundsätzlich diese Möglichkeit«, das hätten Umfragen unter Kolleginnen und Kollegen gezeigt. Allerdings beobachten viele die Situation zunächst und wollten keine übereilten Entscheidungen treffen, insbesondere angesichts der Unklarheit über den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Weg, den die Entwicklungen in Syrien nehmen.