Rot für die Herzgesundheit von Frauen |
Brigitte M. Gensthaler |
29.11.2023 10:30 Uhr |
Ein roter Schal, Pullover oder Mantel: All dies macht aufmerksam auf den GoRed-Day und die Frauengesundheit. / Foto: Adobe Stock/Vera
Der #GoRed-Day findet 2024 zum zweiten Mal in Deutschland statt. Der Tag wurde übernommen vom US-amerikanischen National Wear Red Day, der stets am ersten Freitag im Februar begangen wird.
Das Netzwerk Healthcare Frauen, in dem sich auch viele Apothekerinnen engagieren, und die Herz-Hirn-Allianz seien Treiber der Kampagne GoRed in Deutschland, informierte Gudrun Kreutner heute bei einer Online-Pressekonferenz des Netzwerks. »Wir fördern die Gleichberechtigung von Frau und Mann und wollen mit der Kampagne das Bewusstsein für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Frauen wecken.« Sichtbares Zeichen sei ein rotes Kleidungsstück oder Accessoire, das an diesem Tag getragen wird. Auch einzelne Gebäude sollen am 2. Februar 2024 rot beleuchtet werden, verriet die Kommunikationsexpertin.
Speziell geht es um den Herzinfarkt. »Herzinfarkt ist das bedeutendste Beispiel in der Gendermedizin: Frauen sterben häufiger am Herzinfarkt, doch dieser gilt immer noch als Männerkrankheit«, erklärte Dr. Enise Lauterbach, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, Trier. Da Frauen typische Symptome nicht oder anders empfänden als Männer, würden viele Infarkte nicht erkannt und nicht behandelt oder es vergehe wertvolle Zeit bis zu Diagnose und Therapie. So berichteten Frauen häufiger über Übelkeit und Erbrechen, Magenschmerzen, geringere Belastbarkeit oder Schwindelgefühl. »Wenn dies im Vordergrund steht, wird der Infarkt oft nicht erkannt.«
Die Kardiologin forderte mehr Aufklärung in der Bevölkerung über die Symptome des »weiblichen Infarkts« und sah dringenden Handlungsbedarf, vor allem in der Prävention und Früherkennung von kardiovaskulären Erkrankungen. Eine jährliche Herz-Kreislauf-Vorsorgeuntersuchung für Frauen ab 40 könne viele Leben retten. Gerade in puncto Aufklärung und Prävention könnten Apotheken eine wichtige Rolle übernehmen, ergänzte Anike Oleski, Inhaberin der MediosApotheke, Berlin, und Mitglied der »Denkfabrik Apotheke« . »Wir sind eng mit den Frauen im Gespräch, auch über die pharmazeutischen Dienstleistungen, und können sie vorab aufklären, zum Beispiel zu den Themen Wechseljahre, Raucherentwöhnung, Ernährung und Bewegung.« Apotheken hätten hier eine Lotsenfunktion.
Mehr Aufklärung und Information auch von Ärzten und medizinischen Fachberufen mahnte Dr. Viyan Sido, Expertin für geschlechtersensible Medizin an der Medizinischen Hochschule Brandenburg, an. Die Symptome müssten immer im Gesamtkontext gesehen werden, denn »nicht alle Bauchschmerzen sind ein Herzinfarkt«, sagte die Herzchirurgin. Ärzte müssten genau hinschauen und die richtigen Fragen stellen. »Die Kampagne konzentriert sich auf Frauen, aber es ist eine ethische Verpflichtung, eine gleichberechtigte und ausgewogene Gesundheitsversorgung zu schaffen.«
Am #GoRed-Day am 2. Februar können alle mitmachen. Bei der Pressekonferenz riefen die Expertinnen dazu auf, an diesem Tag mit einem roten Kleidungsstück oder Accessoire ein Zeichen zu setzen und die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Infos und ein Kommunikations-Kit gibt es beim Verein Healthcare Frauen.