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FSME

RKI weist sechs neue Risikogebiete aus

Zwar sind die Fallzahlen im vergangenen Jahr gesunken. Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass FSME-infizierte Zecken verstärkt auch im Norden und Nordosten Deutschlands anzutreffen sind. Das Robert-Koch-Institut hat deshalb aktuell sechs neue FSME-Risikogebiete ausgewiesen.
Elke Wolf
09.03.2022  15:30 Uhr

Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Erkrankungszahlen von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zurück: 2021 wurden 417 Fälle gemeldet, 2020 lag die Erkrankungsrate mit 712 auf einem Rekordhoch. Obwohl die Zahlen vor allem in Süddeutschland zurückgingen, treten die meisten Infektionen nach wie vor in Baden-Württemberg und Bayern auf. Eines ist zusätzlich auffällig: »FSME breitet sich in Norddeutschland zunehmend aus«, sagte Professor Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, bei der gestrigen Pressekonferenz der Universität Hohenheim.

Deshalb hat das Robert-Koch-Institut (RKI) auch sechs neue Regionen zu FSME-Risikogebieten erklärt. Drei davon liegen in Brandenburg, und zwar die Landkreise Oder-Spree, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße, zwei Risikogebiete betreffen Sachsen mit dem Stadtkreis Chemnitz und dem Landkreis Görlitz. In Nordrhein-Westfalen kommt der Stadtkreis Solingen hinzu, wie aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin 9/2022 vom 3. März hervorgeht.

Vier der sechs neuen Regionen grenzen an bereits 2021 bestehende FSME-Risikogebiete. Mit drei neuen Risikogebieten in Brandenburg und einem neuen Risikogebiet in Nordrhein-Westfalen sind zwei neue Bundesländer mit dabei, in denen es bisher keine FSME-Risikogebiete gab. Damit steigt die Zahl der FSME-Risikogebiete auf 175 Stadt- und Landkreise, wodurch deutschlandweit nun mehr als 40 Prozent aller Kreise (44 Prozent der 401 Kreise) betroffen sind.

»Diese gegensätzliche Entwicklung in Süd- und Norddeutschland deutet darauf hin, dass unterschiedliche Umweltfaktoren in beiden Regionen Einfluss auf die Verbreitung der Krankheit haben«, meinte Dobler. Das konnte Dr. Rainer Oehme, Laborleiter des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg nur bestätigen. »In manchen Kreisen nahmen die Fälle ab, in anderen traten hingegen mehr auf. Insgesamt sind in Süddeutschland besonders höher gelegene Landkreise betroffen.« Das deute darauf hin, dass sich Zecken, die mit dem FSME-Virus infiziert sind, in höhere Gebiete bewegen. »Dem gemeinen Holzbock und der Auwaldzecke ist es in den Tälern zu warm und auch zu trocken geworden. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle, deshalb wandern sie in höher gelegene Gebiete.« Das mag ein Grund dafür sein, dass etwa in Südhessen oder in Unterfranken die FSME quasi verschwunden sei. Passen die Umweltbedingungen könne sich das Virus innerhalb der Zecke besser ausbreiten.

Neue Zeckenart fasst Fuß

Veränderte Wetterbedingungen sind auch für die Zunahme der Verbreitung der Tropenzecke Hyalomma verantwortlich. »Im Jahr 2021 wurden uns nur 10 Tropenzecken zugesendet«, berichtete Professorin Dr. Ute Mackenstedt von dem »Citizen-Science«-Projekt, bei dem die Universität Hohenheim Bürger dazu aufrief, Zeckenfunde einzusenden. Mehr als 8000 Zecken wurden eingesandt. In den Jahren 2019 und 2020 waren es insgesamt an die 200. »In den beiden Jahren hatten wir warme Sommer mit langen Trockenperioden, während die Temperaturen 2021 niedriger waren. Das deutet darauf hin, dass die Entwicklung der Tropenzecke von den Wetterbedingungen abhängt.« Mit mehr heißen Sommern mit langen Trockenphasen könnten sich auch die Tropenzecken in Deutschland weiterentwickeln. Sie kommen mit Zugvögeln nach Deutschland. Sie übertragen allerdings kein FSME, sondern etwa das Zecken-Fleckfieber.

Die bislang in Deutschland vorherrschende Art als Überträger der FSME-Viren ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Doch scheint die Auwaldzecke als potenzieller Überträger zuzunehmen. Mackenstedt: »Der Großteil der eingesendeten Zecken sind solche der Gattung Dermacentor, darunter vor allem die Auwaldzecke Dermacentor reticulatus. Die Einsendungen kamen aus allen Bundesländern. Daran sehen wir, dass sich die Auwaldzecke bundesweit ausbreitet.« Zur Gattung der Buntzecken gehörig (»groß mit auffällig gemustertem Rückenschild«), befällt sie bevorzugt Wildtiere und Haustiere wie Hund und Katze. »Wenn die aber nicht da sind, sticht sie auch Menschen und kann FSME übertragen.«

Den zuverlässigsten Schutz gegen FSME bietet eine Impfung. Die Impfquoten in allen Regionen Deutschlands sind aber zu niedrig, so das RKI.

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