Risiko für Vibrionen-Infektionen gering |
In warmen Sommern vermehren sich Vibrionen auch in Teilen der deutschen Nord- und Ostseeküste. Mit offenen Wunden, selbst aufgekratzten Mückenstichen, sollten gefährdete Personen dann besser nicht ins Wasser. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann
In Mecklenburg-Vorpommern sind zwei Menschen im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben. Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lagus) sind es die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Vibrionen in der Badesaison 2024. Die Bakterien kommen laut Robert-Koch-Institut (RKI) weltweit in Süß- und Salzwasser vor und können zum Beispiel über Wunden in den Körper gelangen. In seltenen Fällen können Vibrionen schwere und sogar tödliche Infektionen verursachen. Insgesamt seien in Mecklenburg-Vorpommern bislang in diesem Jahr fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden, teilte das Lagus mit.
»Es gibt keinen Grund zur Panik«, sagt Matthias Gründling, Intensivmediziner und Leiter des Sepsis-Dialogs an der Universitätsmedizin Greifswald. »Prinzipiell ist es total ungefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich damit infiziert, ist sehr gering.« Laut RKI wurden zwischen 2002 und 2019 jährlich null bis 20 Fälle von Infektionen an deutschen Küsten bekannt. Diese seien vorrangig in wärmeren Sommern aufgetreten. Die betroffenen Patienten waren demnach fast ausnahmslos älter und hatten Vorerkrankungen.
Zur typischen Risikogruppe gehören ältere sowie immungeschwächte Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Krebserkrankungen mit Chemotherapie. »Es gibt zwei Bedingungen, die zusammentreffen müssen, die aber auch nicht zwangsläufig zu einer Infektion führen«, erklärt Gründling. »Zum einen, dass man eine Eintrittsstelle hat, also eine offene Wunde zum Beispiel. Das kann ein Mückenstich sein oder eben auch eine Wunde am Bein. Zum anderen sind die Menschen meist immungeschwächt.« Laut RKI sind unter den in Europa bekannten Fällen nur selten junge gesunde Erwachsene, die in der Regel bei einer Infektion auch nicht schwer erkranken.
»Beim Baden kann man sich nicht schützen«, sagt Gründling. Er rät daher: »Wenn ich eine offene Wunde habe und die Wassertemperatur bei über 20 Grad liegt, dann empfiehlt es sich tatsächlich nicht, damit baden zu gehen.« Denn ab dieser Wassertemperatur und bei mäßigem Salzgehalt vermehren sich die Bakterien mit dem medizinischen Namen Vibrio vulnificus stärker. Diese Bedingungen sind nach Angaben des RKI in warmen Sommern auch an Teilen der deutschen Nord- und Ostseeküste gegeben. Dadurch bestehe dort ein gewisses Risiko, an einer Infektion durch Vibrionen zu erkranken.