Auch Mackay betont, wie wichtig Selbstmitgefühl sei. »Das Gegenmittel zu Scham ist Mitgefühl – nicht Selbstdisziplin. Es bedeutet, sich mit Neugier statt mit Abwertung zu begegnen: Warum ist mein Drang heute stärker? Statt: Ich bin so dumm, ich hab's wieder getan.«
Wer selbst bemerkt, dass er in akuten Stress-Situationen knibbelt oder drückt, sollte es zunächst mit einem Entspannungstraining versuchen, rät Martin Grunwald. Wenn dieses Verhalten besonders häufig vorkommt und man es selbst weiter als problematisch empfindet, helfe eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut weiter, die oder der mit dem Thema Erfahrung hat.
Sind Kinder betroffen, kommt es besonders auf den Umgang der Eltern damit an. Sie beobachten das Verhalten beim Kind oft mit Sorge und reagieren mit Appellen wie »Hör doch auf damit!«. Doch das verschlimmert die Scham. »Die entscheidende Frage ist nicht, wie man das Kind stoppen kann, sondern wie man ihm hilft, ohne Scham zu leben«, sagt Clare Mackay. Eltern sollten den Fokus neu ausrichten: auf die Stärken und das Selbstwertgefühl ihres Kindes, nicht auf Haare oder Haut.
Zu den BFRBs gehören unter anderem das Bearbeiten der eigenen Haut (Skin Picking), Haareausreißen (Trichotillomanie), Nägelkauen sowie Wangen- und Lippenbeißen. Betroffene und Angehörige finden Informationen und Links etwa auf der Webseite des Vereins Skin Picking und Trichotillomanie.