Resistenzen sind sozial ungleich verteilt |
Daniela Hüttemann |
29.07.2025 12:30 Uhr |
Unter anderem dichte Besiedlung scheint mit einem höheren Risiko für eine MRSA-Infektion einherzugehen. Hinzu kommen aber auch andere Faktoren. / © Adobe Stock/Armin Staudt
Forschende des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben Städte und Gegenden mit niedrigerem sozioökonomischen Status mit den Infektionsraten für verschiedene antibiotikaresistente Bakterien in Relation gesetzt. Dabei zeigte sich eine Assoziation bei MRSA-Keimen (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) vor allem in größeren Städten, aber auch in spärlich bewohnten ländlichen Gegenden, schreibt das Team um Sebastian Haller und Niels Michalski im epidemiologischen Journal »Eurosurveillance«. Dagegen fand sich keine Auffälligkeit in Bezug auf Infektionen mit Carbapenem-resistenten Acinetobacter-Subspezies und Enterobacterales. Zu Letzteren zählen unter anderem Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae.
Die Forschenden schätzten die Inzidenz von bakterieller Besiedlung und Infektionen auf der Grundlage der gesetzlichen Meldungen über arzneimittelresistente Erreger in Deutschland im Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status auf Gebietsebene in allen 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten im Zeitraum 2010 bis 2019. Etwa die Hälfte aller MRSA-Fälle entfiel dabei auf die wirtschaftlich schwächsten Regionen der Republik.
»MRSA wird häufig auf der Haut oder in der Nase übertragen und verbreitet sich durch Gedränge, Hautkontakt und gemeinsam genutzte Gegenstände. Diese Risikofaktoren stehen im Zusammenhang mit Armut und anderen Indikatoren für einen niedrigeren sozioökonomischen Status«, schreiben die Autoren. Das könnte ein Faktor für die höhere MRSA-Inzidenz in Städten mit hoher Populationsdichte sein, während es in ländlichen Gegenden einen Zusammenhang zwischen hoher MRSA-Inzidenz und hoher Schweine- und Geflügeldichte gab.
Ein weiterer Faktor könnte eine geringe Gesundheitskompetenz bei niedrigem sozioökonomischen Status sein, einhergehend mit ungesünderem Lebensstil und Komorbiditäten, was wiederum zu mehr Krankenhausaufenthalten mit entsprechendem Übertragungsrisiko führen könnte. Die Forschenden nennen aber auch einen eingeschränkteren Zugang zur Gesundheitsversorgung mit weniger Ärzten und Spezialisten.
Zukünftige Forschungsarbeiten sollten zwischen ambulant erworbener, Gesundheitswesen-assoziierter und Nutztiere-assoziierter Antibiotikaresistenz unterscheiden, um die Übertragungswege besser zu verstehen, schlagen die Autoren vor.
Auch wenn sich bei solchen Assoziationsstudien kein Ursache-Wirkungs-Prinzip ableiten lässt, empfehlen die RKI-Mitarbeitenden, Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung anzugehen, vor allem im Kontext mit zunehmender Urbanisierung. »Gezielte Präventionsmaßnahmen wie risikogerechte Vorsorgeuntersuchungen in Gebieten mit hoher Inzidenz können dazu beitragen, MRSA-Infektionen zu reduzieren. Darüber hinaus können Gesundheitsaufklärung und Kampagnen zur Sensibilisierung für Risikofaktoren Ungleichheiten abbauen und die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen verringern.«