Reimer: »Das Feuer in einem muss brennen« |
Jennifer Evans |
21.03.2024 08:00 Uhr |
Robert Reimer referierte über Körpersprache aus Sicht eines Dirigenten. »Loslassen ist ein wichtiges Moment«, betonte er. / Foto: PZ/Alois Mueller
Körpersprache gehört neben der Liebe zu den »großen Geheimnissen des Lebens«. Davon ist Stardirigent Robert Reimer überzeugt. Entscheidenden Einfluss auf das, was wir in der Musik hören, habe der Dirigent, betonte er. Damit schließlich der Funke zu Musikerin und Publikum überspringen könne, sei der »energetische Kontakt« besonders wichtig.
Dazu gehört laut Reimer unter anderem Augenkontakt, die richtige Atmung und gute Laune. Anderenfalls spürten die Menschen nicht die Präsenz des Dirigenten. »Man muss ganz viel geben, um etwas zu bekommen«, sagte er. Zuweilen gehöre auch ein wenig schauspielerisches Talent dazu. Auch ein Lächeln schade in der Regel nicht. »Das nimmt den Druck raus«, so Reimer. Außerdem gelinge es mit Freundlichkeit meist, Menschen auf seine Seite zu ziehen. Das sei sicher auch ein guter Rat für das Beratungsgespräch in der Apotheke, meinte er.
Wer sich als Führungskraft einmal gefragt hat, warum das eigene Team nicht so recht mitzieht, tut aus Reimers Sicht gut daran, an der eigenen Körpersprache zu arbeiten. Für einen Dirigenten sind demnach zwei Ebenen auschlaggebend: Zum einen ein gutes Zusammenspiel zu erzielen. Und zum anderen die entsprechende Atmosphäre herzustellen. »Dazu muss man Spannung erzeugen, ohne selbst verspannt zu sein. Denn: Die Menschen reagieren auf das, was sie spüren.«
Reimer berichtete in seinem Keynote-Vortrag beim PZ-Managementkongress auch von den Anfängen seiner Karriere. Damals habe er »noch zu viel Muskelkraft« für die Körperspannung eingesetzt und danach zwei Tage nicht mehr gehen können. Im Laufe der Jahre hat er jedoch erkannt, was viel bedeutender für Erfolg ist als der Krafteinsatz: »Das Feuer in einem muss brennen.«
Nur, wer sich in seiner Haut wohlfühlt, kann diese Lockerheit auch vermitteln, von der Reimer immer wieder sprach. Dirigenten hilft diese Fertigkeit vor allem für die leisen Stellen eines Musikstücks. Dort, wo es gilt, »einen Spannungsbogen mit Höhepunkt aufzubauen«.
Aus seiner Erfahrung zieht er nach eigenen Angaben unter anderem folgende Schlüsselsätze: Druck ist kein Freund der Körpersprache. Menschen funktionieren nicht gut unter Druck. Für Erfolg sind nicht immer 100 Prozent Kraft nötig. Und Loslassen ist ein wichtiges Moment.