Regierung belastet Englands Apotheken weiter |
Jennifer Evans |
20.03.2025 13:30 Uhr |
Regierung gießt Öl ins Feuer: Zusätzliche Sozialabgaben verschlimmern die Krise für Englands Apotheken. / © Shutterstock/PPandV
Das englische Unterhaus hat in seiner gestrigen Debatte gegen einen Änderungsantrag gestimmt, der die Vor-Ort-Apotheken hätte entlasten können. Es ging um die anstehende Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung, die schon ab nächsten Monat greift. Eine Mehrheit von 307 Abgeordneten sprach sich jedoch gegen den Änderungsantrag aus dem Lager der Liberaldemokraten aus. Und nur 182 waren dafür. Das berichtet »Chemist+Druggist«, ein Magazin für Apotheken und Großhandel in Großbritannien.
Ende vergangenen Jahres hatte die neue Regierung unter Premierminister Keir Starmer angekündigt, die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung im April 2025 um 1,2 Prozentpunkte auf 15 Prozent zu erhöhen. Während die Regierung bereits Ausnahmeregelungen für einige Arbeitgeber vorsah, vor allem im öffentlichen Sektor des National Health Services (NHS), waren die Apotheken nicht Teil des Plans. Der Änderungsantrag, der gestern zur Debatte stand, forderte, neben Apotheken auch Hausarztpraxen, Zahnärzte, Hospize und Pflegeheime von der vorgesehenen Beitragserhöhung zu verschonen.
Vergebens: Die englischen Apotheken müssen ab dem nächsten Monat zusätzlich die höheren Sozialversicherungsbeiträge stemmen. Das ist ein »schwerer Schlag«, wie das Apothekenmagazin »Pharmacy Business« schreibt. Denn seit dem Jahr 2017 mussten die Offizinen bereits eine Kürzung des Apothekenbudgets von 40 Prozent hinnehmen. Dieser Einschnitt hatte bereits zu einer Rekordzahl von Schließungen geführt. Seit 2017 mussten rund 1300 Apothekenbetriebe dichtmachen. Allein 29 davon waren es dem Bericht zufolge seit Januar dieses Jahres.
Die National Pharmacy Association (NPA) schätzt, dass die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge in Kombination mit dem Mindestlohn die Apotheken im ganzen Land insgesamt 310 Millionen Pfund (gut 370 Millionen Euro) kosten wird.
Aus Protest gegen die Unterfinanzierung hatte die NPA ihre 6000 Mitgliedsapotheken erst vor wenigen Tagen offiziell dazu aufgefordert, ab dem 1. April die Offizin-Türen nicht länger offen zu halten als das absolute Minimum vorgibt sowie Dienstleistungen wie kostenlose Botendienste einzuschränken.