Reges Sozialleben ein Indiz für Alzheimer? |
Jennifer Evans |
01.08.2025 08:00 Uhr |
Menschen in einem frühen Alzheimer-Stadium scheinen eher geselliger als zurückgezogener zu leben. / © Adobe Stock/Robert Kneschke
Bislang galt soziale Isolation als Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer-Demenz. Doch Forschende der University of California San Francisco (UCSF) und der Boston University kommen nun zu einem etwas anderen Schluss. Wie aus einer Medienmitteilung der UCSF hervorgeht, zeigen Menschen mit genetisch erhöhtem Alzheimer-Risiko nämlich mehr soziale Aktivität – zumindest in frühen Krankheitsstadien.
Die Untersuchung stützt sich auf die genetischen Daten einer halben Million Briten, die durchschnittlich 56 Jahre alt sind. Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der UK Biodatenbank neben den genetischen Risikoprofilen der Teilnehmenden auch die Informationen zu deren sozialen Gewohnheiten wie Hobbys, familiäre Beziehungen sowie ihr subjektives Gefühl von Isolation.
Dabei stellte sich heraus: Wer ein höheres genetisches Alzheimer-Risiko hatte, berichtete von weniger Rückzug, engagierte sich in einem breiteren Spektrum sozialer Aktivitäten und sprach von glücklicheren Familienbeziehungen. Keine Unterschiede ließen sich dagegen hinsichtlich Einsamkeit, Freundschaftsqualität oder emotionaler Unterstützung im Vergleich zwischen den Hoch- und Niedrigrisikogruppen für die Erkrankung feststellen.
»Wir wissen nicht genau, ob sie mehr mit anderen interagieren oder ob ihr Umfeld subtile Veränderungen bemerkt und sie mehr unterstützt«, teilte Mitautor Dr. Ashwin Kotwal, Außerordentlicher Professor für Medizin in der Abteilung für Geriatrie an der UCSF, mit.
Generell wird soziale Interaktion nach wie vor als kognitiver Schutzfaktor betrachtet, insbesondere weil sie die sogenannte kognitive Reserve fördert. Das bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, altersbedingte oder pathologische Veränderungen zu kompensieren. Die UCSF regt an, soziale Verbundenheit neu zu betrachten und darin vielleicht nicht nur eine Möglichkeit der Prävention zu sehen, sondern womöglich auch ein Signal für frühe Krankheitsstadien.