Reduziert auf die Abgabestelle |
Alexander Müller |
07.06.2024 12:08 Uhr |
BLAK-Präsident Thomas Benkert ging bei der Delegiertenversammlung der Kammer auf die aktuelle Situation der Apotheken ein. / Foto: BLAK
In seinem Bericht bei der Delegiertenversammlung der BLAK skizzierte Benkert die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Zwar liegt der Referentenentwurf noch immer nicht vor, doch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) scheint an den bislang bekannten Plänen aus dem Eckpunktepapier festzuhalten.
»Da sind etliche Knackpunkte drin, mit denen wir überhaupt nicht leben können«, so Benkert, »allen voran die Apotheke ohne Apotheker, ein absolutes No-Go«. Die BMG-Pläne sehen vor, dass erfahrene PTA vorübergehend eine Apotheke führen dürfen, wenn ein Approbierter aus dem Filialverbund digital zugeschaltet werden kann.
Benkert kann sich das in der Praxis nicht vorstellen. Denn die PTA müsse zunächst selbst einschätzen können, ob sie eine Unterstützung bei der Beratung benötigt. Im Alltag zeige sich, dass solche Interventionen regelmäßig aktiv durch Approbierte vorkommen würden. Ein Wegfall dieses Zusammenspiels der Fachkräfte würde laut Benkert die Versorgungssicherheit für die Patienten schwächen.
Problematisch findet der BLAK-Präsident zudem die geplanten Einschränkungen. So ist vorgesehen, dass in Apotheken unter den geplanten Vertretungsregelungen keine Parenteralia oder Betäubungsmittel (BtM) abgegeben werden dürfen. »Die BtM-Abgabe gehört zum Aufgabenbereich einer Apotheke. Wenn eine Apotheke das nicht mehr machen kann, ist es auch keine Apotheke mehr«, so Benkert. Die Erhaltung der Präsenzpflicht sei daher die »rote Linie« bei der Apothekenreform, die nicht überschritten werden dürfe.
Eine ähnliche Gefahr sieht Benkert in den aktuell bekannt gewordenen Plänen des BMG zur Reform der Notfallversorgung. Unter anderem soll die Möglichkeit eingeführt werden, Versorgungsverträge zwischen öffentlichen Apotheken und Notdienstpraxen zu schließen. Der Referentenentwurf sieht die Option vor, dass die Versorgung durch die öffentliche Apotheke erfolgen kann, die eine zweite Offizin mit Lagerräumen auf dem Gelände der Notdienstpraxis betreibt.
Um die Qualität zu sichern, soll es Vorgaben für den Versorgungsvertrag geben, Benkert sieht die an Notfallversorgungszentren angedockten Apotheken trotzdem kritisch: »Das sind mit Sicherheit wieder keine vollwertigen Apotheken, sondern eher Abgabestellen.« Es seien noch viele Fragen zu klären, etwa zu den Öffnungszeiten. Der Referentenentwurf müsse nun geprüft werden. »Da gibt es noch großen Handlungsbedarf«, so Benkert.
Aus dem Kreis der Delegierten wurde noch eine andere Befürchtung geäußert. Denn wenn kein Versorgungsvertrag mit einer Apotheke zustande kommt, sollen die Notfallpraxen die Medikamente direkt abgeben dürfen. »Das ist ein Einbruch in das Dispensierrecht«, warnte ein Kammermitglied.
Benkert ging auch auf geplante Honorarreform ein. Die angekündigte Absenkung des Kassenabschlags von 2 auf 1,77 Euro stehe ohnehin schon im Gesetz, das sei eine Selbstverständlichkeit. Die ABDA fordert zudem eine Erhöhung des Fixums und eine Klarstellung in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV), dass die Skonto-Gewährung wieder zulässig ist. Zumindest bei letztem gibt es positive Signale aus dem BMG.
Neue Aufgaben für die Apotheken im Bereich der Prävention seien zu begrüßen – müssten aber auch angemessen vergütet werden, so Benkert. Aus den Reihen der Mitglieder gab es den Hinweis, dass neue Aufgaben auch personell abgebildet werden müssten, was für viele Apotheken herausfordernd sei.
Einen Wechsel gibt es in der Geschäftsführung der BLAK: Dr. Volker Schmitt geht in den Ruhestand, seine Nachfolge tritt seine bisherige Stellvertreterin, Kathrin Koller, an. Ihre stellvertretenden Geschäftsführer sind Karlheinz Hartl (Finanzen) und Dr. Peter Hans Killian (Pharmazie).