Ratiopharm prüft Marktrückzug von Tamoxifen |
| Melanie Höhn |
| 28.10.2025 16:00 Uhr |
Unter den derzeitigen Preisbedingungen sei Tamoxifen für Ratiopharm wirtschaftlich nicht mehr tragfähig, sagte Ratiopharm-Chef Andreas Burkhardt. / © Imago Images/Westend61
Das Ulmer Unternehmen Ratiopharm, ein Tochterunternehmen des israelischen Pharmakonzerns Teva, erwägt, sein Tamoxifen-Generikum vom Markt zu nehmen. Das sagte Andreas Burkhardt, Geschäftsführer von Ratiopharm und sowie von Teva in Deutschland und Österreich, in einem Interview in der »Wirtschaftswoche«.
Schon seit Jahren warnt Burkhardt vor Produktionsschwierigkeiten und Lieferengpässen, dabei fordert er vor allem die Politik auf, Lösungen zu finden. Der Konzern habe in den vergangenen Jahren die Anzahl an Arzneimitteln reduziert, dadurch sei der Marktanteil des Konzerns zurückgegangen, erklärte er der Zeitung. Ein Beispiel dafür sei das Brustkrebsmittel Tamoxifen: »Hier überlegen wir derzeit sehr konkret, das Produkt vom Markt zu nehmen«, so der Ratiopharm-Chef.
Das Unternehmen habe »über Jahre hinweg« kaum Ausschreibungen gewonnen und entsprechend geringe Mengen abgesetzt. »Unter den aktuellen Preisbedingungen ist das Produkt wirtschaftlich nicht mehr tragfähig. Künftig wird es dann nur noch zwei größere Anbieter für das Mittel geben. Falls dort ein Produktionsproblem auftritt, können wir nicht mehr einspringen.«
Gegenüber der PZ erklärte eine Sprecherin von Teva, dass eine endgültige Entscheidung zu Tamoxifen noch nicht getroffen sei. »Tamoxifen wurde im Interview exemplarisch für viele bewährte Medikamente genannt: Wenn sich deren Herstellung nicht mehr lohnt, ziehen sich Anbieter schrittweise zurück. Die Folge: Die Versorgung konzentriert sich auf immer weniger Schultern – und wird dadurch anfälliger für Störungen«, so die Sprecherin weiter.
Laut des Verbands Pro Generika hätte die voraussichtliche Produktionseinstellung von Ratiopharm keine großen Auswirkungen auf die Versorgung, weil das Unternehmen nur einen kleinen Marktanteil im Hinblick auf Tamoxifen habe, sagte eine Sprecherin gegenüber der PZ. Zwei Hersteller mit großen Marktanteil trügen die Hauptlast der Versorgung. Mit dem Wegfall von Teva stiege allerdings der Druck auf diese beiden. »Für den Fall, dass die beiden großen Hersteller Produktionsprobleme haben, fällt Teva (Ratiopharm) als Back-up aus. Auf die beiden großen Anbieter kommt es jetzt noch mehr an.«
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) erklärte gegenüber der PZ: »Den von Ihnen genannten Fall können wir aktuell nicht nachvollziehen und auch zu etwaigen behördlichen Verfahren können wir keine Stellung nehmen.«
Die beiden großen Hersteller Sandoz und Aliud Pharma haben bisher noch nicht auf eine PZ-Anfrage reagiert. Einen kleinen Marktanteil hat außerdem noch das Unternehmen Viatris.