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Deutsche Aidshilfe

»Rassismus ist im deutschen Gesundheitswesen Alltag«

Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus vom 20. März bis zum 2. April weist die Deutsche Aidshilfe (DAH) auf die Folgen von Rassismus und HIV-bezogener Diskriminierung im deutschen Gesundheitswesen hin.
Carolin Lang
28.03.2023  09:00 Uhr

»Rassismus ist im deutschen Gesundheitswesen Alltag – aber das merken bisher fast nur diejenigen, die es betrifft«, sagt Omer Ouedraogo, Referent für Migration der DAH, in einer Mitteilung des Vereins. »Eine Auseinandersetzung mit Rassismus in Gesundheit und Pflege wurde bisher schändlich vernachlässigt«, führt er aus. Daten zum Thema lieferten der sogenannte Afrozensus 2020 sowie die Studie »positive stimmen 2.0« aus dem Jahr 2021, informiert die DAH.

Der Afrozensus ist eine Befragung unter Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen in Deutschland zu verschiedenen Themenbereichen, etwa zu ihren Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen. Laut Afrozensus gaben 64,6 Prozent von 3385 Befragten, die in den letzten zwei Jahren Kontakt zum Bereich »Gesundheit und Pflege« hatten, an, dass sie dort Diskriminierung erfahren haben. Etwa drei Viertel davon führten dies auf ihre Hautfarbe (74,4 Prozent) oder ethnische Herkunft (72,7 Prozent) zurück. Darüber hinaus gaben 66,7 Prozent von 2108 Befragten an, dass ihr Arzt oder ihre Ärztin ihre Beschwerden nicht ernst nehmen. Etwa jede zehnte Person gab an, dass dies sehr häufig der Fall sei.

Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) berichtet laut DAH mitunter von rassistischen Beleidigungen, Benachteiligungen bei Behandlungen sowie Verweigerungen von Leistungen der Gesundheitsversorgung, beispielsweise aufgrund unzureichender deutscher Sprachkenntnisse.

Die Folgen dieser Missstände reichten von Fehl- und Spätdiagnosen über Retraumatisierungen bis hin zu Behandlungsabbrüchen, so die DAH. »Rassismus wirkt sich auf die Psyche aus. Die Menschen brennen schneller aus, sie haben Angst. Sie trauen sich nicht, Beratung in Anspruch zu nehmen oder sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Dies bedeutet in der Folge eine massive Einschränkung der Lebensqualität, die wir so nicht hinnehmen dürfen«, sagt DAH-Vorstandsmitglied Björn Beck. Das Beispiel HIV zeige, wie dramatisch die Folgen sein könnten, denn HIV-Spätdiagnosen seien lebensgefährlich. 

HIV-bezogene und mehrdimensionale Diskriminierung

In der Studie »positive stimmen 2.0« der Deutschen Aidshilfe und des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft wurden Menschen zu HIV-bezogener Diskriminierung befragt. Die zentrale Erkenntnis ist laut DAH, dass die Lebensqualität von Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben, heute vor allem durch Vorurteile und Diskriminierung und nicht durch die Infektion selbst eingeschränkt werde.

Von 935 Befragten mit einer HIV-Infektion gaben 56 Prozent an, in den zwölf Monaten vor der Befragung aufgrund der Infektion im Gesundheitswesen eine negative Erfahrung gemacht zu haben. Diese reichten von verweigerten Behandlungsleistungen über unangebrachte Fragen bis hin zur Offenlegung ihrer Infektion gegenüber Dritten.

Rassistische Benachteiligung und Diskriminierung wegen HIV seien häufig miteinander verwoben und ließen sich nur schwer auseinanderhalten, informiert die DAH weiter. So erlebten viele People of Color in Deutschland mehrfache Diskriminierung, wenn sie HIV-positiv seien. »Viele fragen mich ganz direkt nach HIV, weil ich schwarz bin«, sagte laut DAH etwa eine Person in einem Interview der »positiven stimmen 2.0«. Eine andere sagte: »Es ist immer schwierig zu erkennen, warum ich diskriminiert werde. Im Verlauf des Interviews wurde mir klar, dass ich am meisten Diskriminierung wegen meiner Hautfarbe erlebe. Das sehen die Menschen sofort, HIV nicht.«

Forderungen der DAH

Die DAH fordert, Sensibilisierung für das Problem, konkrete Gegenmaßnahmen sowie Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen. Neben Maßnahmen gegen Rassismus in unserer Gesellschaft allgemein hält sie mitunter den Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung mit rassismussensiblen Therapeuten, höhere Kapazitäten für Übersetzung und Sprachmittlung, Beschwerdestellen und Hilfsangebote sowie mehr Forschung zu Rassismus allgemein und im Gesundheitswesen für notwendig.

»Das Ziel muss eine verlässlich diskriminierungsfreie Versorgung für alle sein«, betont Beck abschließend. »Kein Mensch darf von Gesundheit ausgeschlossen werden, kein Mensch darf Diskriminierung wegen seiner Hautfarbe oder einer HIV-Infektion fürchten müssen, wenn er medizinische Hilfe braucht.«

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