PTA-Schule hat ein neues Zuhause |
Juliane Brüggen |
26.08.2024 13:30 Uhr |
Zur Einweihung der Heinrich-Salzmann-Schule kamen unter anderem Angela Stähler (Bürgermeisterin), Schulleiterin Annette Gausepohl, Thomas Rochell (AVWL-Vorstandsvorsitzender), Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und die Schüler Lisa Langner und Justin Paszkiet. / Foto: Witte/MünsterView
»Hier und heute geht es um Schule, um die Ausbildung und die Zukunft junger Leute, um einen Beruf, der dem Gemeinwohl verpflichtet ist, und es geht auch um Nachwuchs – den der Berufsstand dringend benötigt«, leitete Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), die Einweihungsfeier des neuen Schulgebäudes ein. Obwohl Apotheken aktuell vor Herausforderungen stünden – sei es die wirtschaftliche Situation oder das geplante Apothekenreformgesetz –, müsse der Berufsstand an die Zukunft denken. Denn: »Ohne PTA keine Apotheke«, betonte Rochell.
Ob die PTA-Fachschule in Münster erhalten bleibt, stand zunächst zur Diskussion. Denn die Stadt, ehemals Träger der Schule, benötigte die vorherigen Räume für den Betrieb einer Grundschule. Eine Lösung fand sich zusammen mit der Apothekerschaft: Die Trägerschaft liegt nun beim Verein PTA-Fachschule Westfalen-Lippe, den Neubau des Schulgebäudes in Münster-Mecklenbeck übernahm der AVWL. Die Stadt Münster stellte wiederum das Grundstück zum Erwerb und unterstützte das Projekt mit etwa 3 Millionen Euro. Insgesamt belaufen sich die Baukosten laut AVWL auf 12,5 Millionen Euro.
Schon jetzt gebe es – bei doppelter Kapazität – mehr Anmeldungen als Plätze, berichtete Rochell. Insgesamt bietet die Schule nun 160 anstatt 80 Plätze. »Das Signal, das dieser Schulstandort ausstrahlt, kommt also an«, so Rochell. Seit dem ersten Entschluss seien etwa fünf Jahre vergangen, in denen einige Hürden überwunden werden mussten, wie die Coronazeit und explodierende Baukosten. Kürzlich kam ein Einbruch auf der Baustelle hinzu, bei dem Material entwendet wurde. Für den Nachwuchs habe sich die Arbeit aber gelohnt. Es gebe nun »beste Lernbedingungen und eine motivierte Lehrerschaft«, so Rochell.
Angela Stähler, Bürgermeisterin, lobte in Vertretung für Oberbürgermeister Markus Lewe die Bereitschaft aller Beteiligten, eine Lösung zu finden, als klar wurde, dass die PTA-Schule einen neuen Standort braucht. »Denn die PTA-Fachschule ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Bildungslandschaft in unserer Stadt Münster«, so Stähler. Nun sei ein »wunderbares Schulgebäude entstanden« mit hellen Räumen, modernen Laboren und Technik auf dem neuesten Stand. Sie erinnerte auch an den Apothekenprotest in Münster vor einem Jahr und bekräftigte: »Wir alle warten auf Bekenntnisse aus Berlin.«
»Schule wird hier so viel Spaß machen«, befand auch Annette Gausepohl, Leiterin der PTA-Fachschule Münster. Sie sehe die besten Voraussetzungen für eine offene Lernatmosphäre und lobte die moderne Ausstattung.
Die Klassenräume sind modern gestaltet. / Foto: PZ/Brüggen
Das neue Schulgebäude liegt inmitten eines Wohngebiets. Etwas Baustelle ist noch zu sehen, aber das Gebäude scheint fast fertig zu sein. Beim Betreten fallen die hohen Decken auf, das Foyer ist lichtdurchflutet. Die Räume wirken einladend, die Materialien hochwertig. So schön das Ergebnis ist, ganz unkompliziert war der Bau nicht, wie Architekt Dirk Betz bei einer Führung erklärte. Das lag an den umliegenden Bäumen und ihren Wurzeln, die nicht beschädigt werden sollten. Das Gebäude habe sich der Natur angepasst, nicht umgekehrt, so Betz.
Ein Grundsatz war ihm zufolge Nachhaltigkeit. Das Gebäude hat eine Photovoltaik-Anlage, eine Wärmepumpe und ein System, das bei starkem Regen das Wasser auf dem Dach zurückhält, um die versiegelte Fläche auszugleichen. Im Gebäude selbst sind viele natürliche Materialien wie Holz und Naturstein verbaut. Natürliches Licht kommt auch von oben, durch Oberlichter und einen Lichthof, in den noch ein Bonsai einziehen soll. Ein bisschen Zeit ist noch – am 23. September soll der Betrieb losgehen.
Es gibt vier Klassenräume und zwei moderne Labore, eines für Galenik und eines für Chemie, dazu eine Übungsapotheke, einen Botanikraum und eine Bibliothek. Das Foyer und weitere Räume sind durch mobile Trennwände flexibel nutzbar, wie Betz hervorhob. Auch auf Barrierefreiheit wurde geachtet, zum Beispiel in Form von höhenverstellbaren Arbeitsplätzen. Geplant ist laut Betz, einen Heilpflanzengarten anzulegen und weitere Bäume zu pflanzen, unter anderem einen Ginkgobaum.
Die Labore sind auf dem neuesten Stand und mit barrierefreien Arbeitsplätzen ausgestattet. / Foto: PZ/Brüggen
Auch der Name der Schule wurde enthüllt: Heinrich-Salzmann-Schule. Der aus Münster stammende Namensgeber (geb. 1859) habe »ein schaffensreiches erfülltes Leben im Zeichen der Pharmazie und zum Wohle aller pharmazeutischen Berufe« geführt und nicht umsonst den Beinamen »Bismarck der Pharmazie« erhalten, berichtete Christian Sedlmeier, Justitiar beim AVWL, der den Festvortrag in Vertretung für die erkrankte Karin Grebe, Autorin eines Buchs über Salzmann, hielt.
Salzmann, selbst Inhaber einer Apotheke, war unter anderem Vorsitzender des Deutschen Apotheker-Vereins (DAV), Mitbegründer und langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Handelsgesellschaft deutscher Apotheker (Hageda) sowie Chefredakteur der Apotheker-Zeitung. »Viele sehr gute Gründe also, Heinrich Salzmann mit der Benennung dieser Schule die verdiente Ehrung zu Teil werden zu lassen«, so Sedlmeier.
Bei einer Podiumsdiskussion ging es schließlich um die Zukunft des PTA-Berufes. »PTA sind Teil des Rückgrates des Apothekensystems in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland«, erklärte Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Eine kostenlose Ausbildung sollte selbstverständlich sein, in NRW sei dies schon umgesetzt.
An der Podiumsdiskussion nahmen teil (v. l.): Anja Zierath (BVpta), Moderator Ralph Erdenberger, die Schüler Justin Paszkiet und Lisa Langner, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Thomas Rochell (AVWL-Vorstandsvorsitzender) und Schulleiterin Annette Gausepohl. / Foto: Witte/MünsterView
Auch das Gehalt von PTA kam zur Sprache. »Der Beruf muss attraktiv sein«, betonte PTA-Schülerin Lisa Langner. »Dafür ist die angemessene Bezahlung wichtig.« Die Leistung, die PTA erbrächten, müsse mehr Wertschätzung erfahren. Thomas Rochell, der als Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken (ADA) an Tarifverhandlungen beteiligt ist, stimmte zu, dass bei den aktuellen Gehältern Luft nach oben bestehe. »Das ist ein Thema, an dem wir arbeiten.« Dahinter stehe aber die wirtschaftliche Lage der Apotheken, es habe im Grunde seit 20 Jahren keine Honoraranpassung gegeben. Die geplante Apothekenreform löse kein einziges Problem, sondern bringe nur eine Umverteilung. »An die Mitarbeiter ist im Grunde gar nicht gedacht worden«, so Rochell.
»Die Politik ist nicht zuständig für das Lohngefüge in der Apotheke«, konterte Laumann. Die Lohnfrage werde in einer sozialen Marktwirtschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gelöst, am besten über Tarifverträge. Er sehe aber, dass die Arbeitnehmerseite im Gesundheitswesen nicht besonders gut organisiert sei. »Wir können nur über das verhandeln, was auch zu verteilen ist«, so Rochells Reaktion. Es brauche dringend ein höheres Honorar.
Das System müsse grundsätzlich »vernünftig« finanziert sein, stimmte Laumann zu, dies sei Aufgabe der Politik. Da es an vielen Stellen im Gesundheitswesen an Geld fehlt, müssten Gesundheitspolitiker Prioritäten setzen. »Die Argumente der Apotheker überzeugen mich schon«, so der Minister weiter. Er wolle die inhabergeführte Apotheke erhalten und auch, »dass die Apotheke immer im Zusammenhang mit den Apothekern gesehen wird.« Er setze sich für Freiberuflichkeit und eine breite Mittelschicht ein, zu der auch PTA gehören.
Zur Einweihung sprachen Thomas Rochell, AVWL-Vorsitzender und Angela Stähler, ehrenamtliche Bürgermeisterin in Münster. / Foto: PZ/Brüggen
Was sich angehende PTA wünschen, brachte PTA-Schüler Justin Paszkiet auf den Punkt: »Für mich persönlich ist es auf jeden Fall wichtig, dass ich mich in all den Jahren, in denen ich in einer Apotheke arbeiten sollte, weiterbilden kann, dass ich nie auslerne.« Diesen Wunsch unterstütze auch der Bundesverband BVpta, sagte Anja Zierath, Vorsitzende des Verbands. »Wir setzen uns dafür ein, dass qualifizierte, bundesweit anerkannte Weiterbildungen geschaffen werden«, die PTA auch auf dem »Karrieretreppchen« weiterbrächten. »Wir wollen die PTA in der Apotheke vor Ort«, so Zierath.
Warum sie sich für die Ausbildung entschieden habe, beantwortete Schülerin Langner so: Der PTA-Beruf sei vielfältig und nicht langweilig, zudem krisensicher. Und: »Menschen zu helfen, bereitet mir Freude.« Dem stimmte auch Schüler Paszkiet zu. Mit der neuen Schule habe man nun mehr Platz und eine schöne Umgebung zum Lernen – und natürlich für die Pausen.