Psycho-Power durch Swift-Songs |
Jennifer Evans |
23.07.2024 15:30 Uhr |
Der Pop-Ikone Taylor Swift gelingt es mit Musik und Social-Media-Posts, ihren Fans ein positiveres Körperbild zu vermitteln. / © IMAGO/AAP
Indem die Pop-Ikone Taylor Swift offen über ihre Essstörungen gesprochen hat, beeinflusste sie die Einstellung ihrer Fans zu Essverhalten und Körperbild positiv. Eine Studie von der US-amerikanischen University of Vermont veranschaulicht, welche Macht Prominente haben können, zeigt aber auch die Grenzen ihres Einflusses. Für ihre Untersuchung analysierten die beiden Wissenschaftlerinnen mehr als 200 Tiktok- und Reddit-Posts, die Swift zum Thema Essstörungen oder Körperbild in die Welt sandte. Zudem nahmen sie gut 8300 dazugehörige Online-Kommentare unter die Lupe.
Grundsätzlich stärkten Swifts Posts vermutlich die parasoziale Beziehung zwischen der Künstlerin und ihren Fans, den sogenannten »Swifties«, heißt es. Damit ist eine einseitige Beziehung zu einer Person aus den (sozialen) Medien gemeint. Umgekehrt weiß der oder die Prominente aber nichts über den anderen Menschen. Solche Bindungen entstehen Medienpsychologen zufolge, weil der Star entweder attraktiv, sympathisch oder vertrauenswürdig wirkt oder aber jemand sich aufgrund anderer Ähnlichkeiten mit ihm identifizieren kann. Aufgrund der vielen Anspielungen, die Swift in ihren Posts versteckt, befeuert sie laut der Studie noch das Gefühl für ihre Fans, sie zu kennen und zu verstehen.
In den Kommentaren gaben die Follower demnach an, dass insbesondere die Ehrlichkeit der Pop-Sängerin ihnen bei ihrer eigenen Beziehung zum Essen beziehungsweise dem eigenen Körper geholfen habe. Über ihre Probleme hatte die Musikerin zum einen in ihrem Film »Miss Americana« aus dem Jahr 2020 gesprochen; zum anderen verarbeitete sie diese in einigen Songtexten. Zum Beispiel in »You’re on Your Own, Kid« vom Album »Midnights«. Darin singt sie sinngemäß: »Ich suche auf der Party nach besseren Körpern« und »Ich veranstaltete Partys und hungerte meinen Körper aus«.
Die Stimmen zu Swifts »Anti-Hero«-Musikvideo hätten hingegen die Grenzen ihrer Macht aufgezeigt, schreiben die Autorinnen. Eine Waage, die das Wort »Fett« anzeigte, sorgte seinerzeit für Aufregung, später wandelte die Sängerin die Szene wieder ab. Zwar hätten die Fans Swift unterstützt, wenn es um ihre individuellen Kämpfe gegen die Essstörungen ging. Aber: Ein breiteres gesellschaftliches Bewusstsein für das Stigma »fett« zu schaffen sowie die Entstehung solcher Vorurteile zu verstehen, sei nicht gelungen, heißt es.
Dennoch lassen die Ergebnisse in den Augen der Forscherinnen keinen Zweifel daran, dass Swifts Stimme und ihre Musik starke Kräfte sind, um die psychische Gesundheit ihrer Fans nachhaltig zu beeinflussen. Ihre Bewunderer hätten sie als Vorbild für ihre eigene Genesung von Essstörungen betrachtet und zudem ihre Kunst als Inspiration genutzt, heißt es. Die beiden Studienautorinnen hoffen nun, dass sich durch dieses Beispiel auch andere Prominente dazu berufen fühlen, ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu nutzen.