Produktwünsche immer hinterfragen |
Nicht immer ist das, was Patienten an Produktwünschen äußern, die beste Wahl für sie. / © Getty Images/Portra
»Dank des Internets kennen sich Kundinnen und Kunden heute besser aus als vor 20 Jahren«, berichtet die Apothekerin, Referentin und Autorin Dr. Kirsten Lennecke in einer Pressemitteilung von Bayer Vital. Viele kämen bereits gut informiert in die Apotheke – das mache die Beratung insgesamt anspruchsvoller, da ein fundiertes pharmazeutisches Wissen sowie eine breite Kenntnis der Produkte und Wirkstoffe gefordert sei.
Selbstdiagnosen und Produktwünsche gelte es immer zu hinterfragen, denn im Internet finden sich zahlreiche Fehlinformationen und fragwürdige Empfehlungen. In Chatgruppen oder Diskussionsforen kursierten zum Teil haarsträubende Geschichten, so Lennecke. Hier gelte es, die Patienten abzuholen und mit viel Fingerspitzengefühl zu beraten. Die Herausforderung bestehe darin, jede Aussage kritisch zu hinterfragen, ohne sie pauschal abzuwerten.
Bei Selbstdiagnosen ist es Aufgabe des Apothekenpersonals, die Symptome richtig einzuschätzen und gegebenenfalls an einen Arzt zu verweisen. Mittlerweile käme die Hälfte der Kundinnen und Kundinnen bereits mit einem konkreten Produktwunsch in die Apotheke, schätzt Lennecke. Dann sei es wichtig herauszufinden, ob der Wunsch auch zu den jeweiligen Symptomen passt und wissenschaftlich unterstützt wird. Dabei habe sie immer die ABDA-Leitlinien im Hinterkopf und frage auch bei konkretem Produktwunsch nach den genauen Beschwerden und Symptomen, um zu prüfen, ob der Kundenwunsch tatsächlich die beste Option ist.
Soll ein trockener oder produktiver Husten behandelt werden? Wie alt ist der Patient, welche Medikamente nimmt er noch ein, wie steht es um Nierenfunktion, Magenprobleme oder Blutungsgefahr? Pauschale Empfehlungen aus dem Internet können hier in die Irre führen.
»Auch wenn digitale Medien die Beratungsgespräche verändern, bleiben Apotheken eine wichtige Anlaufstelle bei Erkältungsbeschwerden«, zitiert die Pressemitteilung eine Erhebung von Pharma Deutschland aus dem Dezember 2024. Die Zusammenarbeit mit den digitalen Medien könne in der Beratung zwar unterstützen und Prozesse erleichtern, gleichzeitig sei das verlässliche Fachwissen der Apothekenteams am Handverkaufstisch in Zeiten von Dr. Google oder ChatGPT wichtiger denn je.