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Suchtbericht

Problematischer Cannabis-Konsum hat zugenommen

Immer mehr Deutsche kiffen. Experten der Suchthilfe beobachten eine Zunahme des problematischen Cannabiskonsums in den vergangenen Jahrzehnten und fordern angesichts einer teilweisen Legalisierung des Kiffens eine Stärkung der Prävention.
dpa
PZ
24.04.2024  13:50 Uhr

Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten «Jahrbuch Sucht» der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm hervorgeht, zeigt sich in den vergangenen drei Jahrzehnten insgesamt ein steigender Trend im Konsum von Cannabis. Auch habe sich der Anteil der Menschen, die sich aufgrund von Problemen mit Cannabisgebrauch an die ambulante Suchthilfe gewandt haben, seit der Jahrtausendwende fast verdreifacht. Im stationären Bereich registrierten die Experten eine Verzehnfachung. Damit seien Störungen nach Cannabiskonsum der zweithäufigste Anlass, ein Suchthilfeangebot aufzusuchen – nach Alkoholproblemen. Seit 2013 registrierten die ambulanten Suchthilfestellen in Deutschland jährlich mehr als 25.000 solcher Fälle bei Cannabis. 2001 hatte die Gesamtzahl noch bei 3700 gelegen.

Insgesamt hat die Zahl der Kiffer in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen: Laut dem Bericht gab 2021 jeder Zehnte der 18- bis 59-Jährigen an, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben – 2012 waren es noch 5 Prozent. Männer konsumierten dabei etwas häufiger als Frauen und stuften ihren Konsum häufiger als problematisch ein. Das bedeutet den Experten zufolge, dass sie Schwierigkeiten haben, den Konsum zu kontrollieren oder bereits psychosoziale Folgen bemerken.

Seit dem 1. April ist in Deutschland der Besitz, private Anbau und Konsum bestimmter Mengen Cannabis für Erwachsene erlaubt. Ab Juni sollen sogenannte Anbauvereine staatlich kontrolliert unter strengen Auflagen Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben dürfen.

Vor dem Hintergrund der Gesetzesänderung fordert die DHS eine auskömmliche Finanzierung von Beratungs- und Schutzmaßnahmen. «Zwar gibt es gute Angebote zur Prävention des problematischen Cannabiskonsums», sagte Peter Raiser, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Es sei jedoch dringend erforderlich, diese «deutlich auszubauen und weiterzuentwickeln». Aktuell beobachte man stattdessen vielerorts sogar Kürzungen. «Insbesondere vor dem Hintergrund der Gesetzesänderung darf bei der Finanzierung der Suchtberatung nicht gespart werden», betonte er. Die DHS ist die Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Im jährlich erscheinenden Jahrbuch bündeln Experten Zahlen und aktuelle Studien zu sucht- und drogenbezogenen Themen.

Nur knapp jeder zweite Opioid-Abhängige wird substituiert

Für Apotheker besonders interessant: Ein neues Kapitel beschäftigt sich um die substitutionsgestützte Behandlung von Menschen mit Opioid-Abhängigkeit. Von einer solchen Abhängigkeit sind in Deutschland schätzungsweise 166.000 Menschen betroffen, doch nur 81.000 erhält eine medikamentöse Therapie. Die Situation könnte sich weiter verschlechtern, da immer weniger Ärzte substituieren. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit nur noch 2436. Demnächst soll eine S3-Leitlinie zur Behandlung von Opioid-bezogenen Störungen erscheinen.

Auch auf die weitverbreiteten Suchtmittel Tabak und Alkohol geht der Bericht ein: Den Experten zufolge raucht etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland – Tendenz fallend. So erreichte 2023 der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Zigaretten mit 764 Stück den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. Immer weniger Jugendliche greifen demnach zur Zigarette. Allerdings weisen Studien auf einen Anstieg bei der Nutzung von E-Zigaretten hin.

Außerdem bleibe Deutschland ein Alkohol-Hochkonsumland, schreiben die Experten. Zwar waren der Bier-, Schaumwein- und Schnapskonsum in den vergangenen zwei Jahrzehnten leicht rückläufig. Deutschland liege mit einem Verbrauch von mehr als 10 Litern Reinalkohol bei Menschen älter als 15 aber weiter zwei Liter über dem durchschnittlichen Konsum der Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Autoren betonen, dass es keinen risikofreien Alkoholkonsum gibt. Nichtsdestotrotz gilt: Die Reduktion des Alkoholkonsums, egal von welcher Ausgangsmenge aus, sei für die Gesundheit immer ein positiver Schritt.

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