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Nicht nur die Waage zählt

Prädiabetes verschwindet auch ohne Gewichtsverlust

Um nicht an Typ-2-Diabetes (T2D) zu erkranken, wird Patienten mit Prädiabetes zum Abnehmen geraten. Für die T2D-Prävention scheint allerdings das Erreichen einer normalen Glucoseregulierung wirksamer zu sein als das Abnehmen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 06.10.2025  11:00 Uhr

Bei Prädiabetes ist die Glucoseregulierung gestört, ohne dass bereits ein T2D vorliegt: Der HbA1c-Wert ist zwar erhöht, erfüllt aber die Kriterien für T2D nicht. Prädiabetes ist der bedeutendste Risikofaktor für T2D. Die jährliche Progressionsrate beträgt 5 bis 10 Prozent, das Lebenszeitrisiko liegt bei bis zu 74 Prozent.

Durch eine Änderung des Lebensstils ist es jedoch möglich, gegenzusteuern. Von einer Remission eines Prädiabetes spricht man, sobald die normale Glucoseregulierung wiederhergestellt ist. Dies ist der Fall, wenn der Nüchternglucose-Wert von unter 5,6 mmol/l (100 mg/dl), der Zwei-Stunden-Glucose-Wert unter 7,8 mmol/l (140 mg/dl) und der HbA1c unter 39 mmol/mol (5,7 Prozent) liegen. Das kann durch eine Gewichtsreduktion erreicht werden.

Jetzt zeigen Forschende um Dr. Arvid Sandforth vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) in Neuherberg, dass prädiabetische Personen trotz fehlender Gewichtsabnahme oder selbst bei leichter Gewichtszunahme zu einer normalen Glucoseregulierung zurückkehren können. Dies ist eine neue Erkenntnis, die für die Prävention von T2D von entscheidender Bedeutung sein könnte. Die Ergebnisse ihrer Analyse veröffentlichten die Forschenden im Fachjournal »Nature Medicine«.

Große Studie in Deutschland

Die Ergebnisse basieren auf Daten aus eine Post-hoc-Analyse der großen, multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Prediabetes Lifestyle Intervention Study (PLIS). Mit der Studie, die zwischen 2012 und 2016 in Deutschland durchgeführt wurde, wurde das Konzept der Prädiabetes-Remission eingeführt. 

Insgesamt wurden die Daten von 1105 Personen mit Prädiabetes ausgewertet. Die Teilnehmer wurden anhand ihres Diabetesrisikos auf der Grundlage von Insulinresistenz, Insulinsekretion und Leberfettgehalt stratifiziert und dann randomisiert einer von drei Gruppen zugeordnet: einer konventionellen Lebensstilintervention, einer intensiven Lebensstilintervention oder einer Kontrollgruppe.

Für diese Analyse wurden dann nur die 234 Teilnehmer berücksichtigt, die während des zwölfmonatigen Zeitraums trotz einer Lebensstilintervention kein Gewicht verloren hatten. Sie wurden entweder als Responder oder als Non-Responder eingestuft. Normalisierte sich die Glucoseregulierung, galten sie als Responder; war dies nicht der Fall, galten sie als Non-Responder.

Die Beurteilung des Glucosestoffwechsels erfolgte auf Basis oraler Glucosetoleranztests (OGTT). Gemessen wurden die Konzentrationen von Insulin, C-Peptid, Leberfett, viszeralem und subkutanem Fett sowie von Muskelfett entweder mit üblichen Assays oder mittels Magnetresonanztomografie (MRT).

Daneben wurden auch Entzündungsmarker, Adipokine, Inkretine und genetische Risikowerte erfasst. Ferner wurden die Teilnehmer bezüglich ihres Lebensstils mithilfe von Ernährungsbüchern überwacht. Objektive Werte wurde im Rahmen von Fitnesstests erhoben.

Schließlich validierten die Forschenden ihre Ergebnisse in einer zweiten Kohorte aus dem US-amerikanischen Diabetes-Präventionsprogramm (DPP). Dabei lag der Schwerpunkt auf Teilnehmern, die in den ersten zwölf Monaten ebenfalls kein Gewicht verloren hatten.

Remission auch ohne Gewichtsverlust

Von den 234 Teilnehmern waren 51 Responder. Bei diesen erwiesen sich eine metabolische Anpassung und die Fettverteilung als entscheidend für das Erreichen der Prädiabetes-Remission. Die Verbesserungen traten ohne Gruppenunterschiede in Bezug auf körperliche Aktivität, aerobe Kapazität oder Einhaltung der Diät ein.

Bei den Respondern stieg die Insulinsensitivität signifikant an, während sie bei den Non-Respondern unverändert blieb. Darüber hinaus zeigten die Responder eine verbesserte Insulinsekretion und eine verbesserte β-Zell-Funktion. Solche Veränderungen werden bei einer durch Gewichtsverlust bedingten Remission normalerweise nicht beobachtet.

Die Körperfettverteilung unterschied sich dahingehend, dass die Responder mehr Fett im subkutanen Fettgewebe (SCAT) speicherten, während eine Zunahme des viszeralen Fettgewebes (VAT) ausblieb. Dies führte zu einem höheren SCAT/VAT-Verhältnis.

Bemerkenswert ist, dass die Responder zudem eine verbesserte Glucagon-Regulierung und eine höhere Empfindlichkeit der β-Zellen gegenüber Glucagon-ähnlichem Peptid-1 (GLP-1) aufwiesen, was die bessere Glucosekontrolle erklärt.

Somit zeigt die Studie, dass bei bis zu 22 Prozent der Betroffenen eine Remission des Prädiabetes ohne Gewichtsverlust eintreten kann. Der entscheidende Faktor scheint dabei die Fettverteilung zu sein. Klinisch legen diese Ergebnisse nahe, dass nicht nur das Gewicht, sondern auch Surrogatmarker für viszerale Adipositas wie der Taillenumfang und die Stoffwechselfunktion erfasst werden sollten, um Personen zu identifizieren, die wahrscheinlich von Lebensstilinterventionen profitieren, selbst wenn das Gewicht stagniert.

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