Positionspapier zur Notdienstreform |
Lukas Brockfeld |
11.03.2025 12:22 Uhr |
Eine Apotheke in Stuttgart bei Nacht. / © IMAGO/imagebroker
Notdienste sind für die Apothekenteams eine große Belastung. Und auch die Patientinnen und Patienten müssen oft lange Wege auf sich nehmen, um ihre dringend benötigten Medikamente zu bekommen. Es gibt daher immer wieder Diskussionen zur Verbesserung der Notdienste. In einigen Bundesländern wie Bayern werden diese beispielsweise seit kurzem mithilfe einer Software anhand von Geodaten verteilt. Doch auch an diesem System gibt es Kritik.
Jetzt hat die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ein umfassendes Papier mit Vorschlägen zur Reform des Notdienstes vorgelegt. Die Kammer wünscht sich unter anderem eine deutliche Erhöhung der Vergütung, eine bedarfsorientierte Aufteilung in Teil- und Vollnotdienste und stärkere Kooperationen mit Ärztinnen und Ärzten, zum Beispiel in Form eines Videokonsils.
Notdienst in Not!
Der flächendeckende Notdienst der Apotheken stellt eine tragende Säule der Notfallversorgung dar. Um diese für Notfälle unabdingbare Versorgung mit Arzneimitteln sicherstellen zu können, gewährleisten die Apotheken zu jeder Tages- und Nachtzeit, auch an Sonn- und Feiertagen, in allen Regionen des Landes einen für alle Menschen einfach zugänglichen Notdienst. Mit ihrer kompetenten Beratung und der zuverlässigen Erreichbarkeit sind die Apotheken ein unverzichtbarer Bestandteil der Notfallversorgung. Insbesondere im Notdienst, wenn sich Patienten oft in einer außergewöhnlichen Situation befinden, sind die Apotheker als Heilberufler mit umfassender Ausbildung gefragt, um die besonderen Problemstellungen schnell, kompetent und zum Wohle der Patienten bearbeiten zu können.
Hohe Kosten für eine gesellschaftlich notwendige Aufgabe
Doch zunehmend bedarf es seitens der Apothekerschaft zur Bewältigung dieser gesellschaftlich notwendigen Aufgabe erheblich größerer Anstrengungen. Denn die Notdienstsituation spitzt sich zu und das bestehende System der Notfallversorgung stößt an seine Grenzen. Durch das Apothekensterben (allein im Jahr 2023 mussten 88 Apotheken in Baden-Württemberg für immer schließen) müssen die verbleibenden Apotheken immer häufiger Notdienst verrichten, womit auch die wirtschaftlichen Herausforderungen immer größer werden.
Die Verrichtung von Notdiensten ist für Apotheken nicht nur eine zeitliche und organisatorische Belastung. Aus wirtschaftlicher Sicht ist sie sogar ein Minusgeschäft für Apotheken. Nach Berechnungen der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg (LAK BW) betragen die Ausgaben für einen 24 Stunden langen Notdienst mit einem Apotheker durchschnittlich 1943,48 Euro. Mit der Notdienstpauschale von 465,98 Euro und einem durchschnittlichen Rohertrag von etwa 480,63 Euro werden diese Kosten nicht gedeckt. Im Gegenteil: Ein Notdienst kostet eine Apotheke im Durchschnitt also 1069,24 Euro (inklusive Gewerbesteuer).
Die Apothekerschaft geht an ihre Grenzen, um eine gesellschaftlich notwendige Aufgabe zu erfüllen und eine sichere Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. Eine neue Regierung muss das Problem dringend aufgreifen und sinnvoll angehen.
Neue Wege der Notfallversorgung
Der Vorstand der LAK BW spricht sich angesichts der Situation der Apotheken für eine grundlegende Optimierung der Notdienstparameter aus. Dabei muss die Notfallversorgung ganzheitlich und interdisziplinär gedacht werden.