Politik
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) will die
Menschen in Deutschland zukünftig besser über die Gefahren durch
Arzneimittel, die übers Internet bestellt werden können, aufklären. Bei einer
Veranstaltung während der Medica in Düsseldorf warnte
AkdÄ-Geschäftsführer Dr. Karl-Heinz Munter vor hochwirksamen
Präparaten, die unter dem Begriff "Anti-Aging-Drugs" im Internet
erhältlich seien.
Während Apotheken in Deutschland unter strenger behördlicher Regelung nur
qualitätsgesicherte Pharma-Produkte anbieten dürften, seien beim Online-Kauf
verschreibungspflichtige Mittel zu bekommen oder sogar Produkte, die wegen
mangelnder Qualität keine Chance auf eine Zulassung in Deutschland gehabt hätten.
Fragen des Haftungsrechtes seien dabei ebenso ungeklärt wie das Problem, daß
Patienten ein einmal verschriebenes Medikament ohne weitere ärztliche Konsultation
wiederholt über das Internet beziehen.
So werde Piracetam als Intelligenzbeschleuniger im Internet beworben, Hydergin als
Förderer der Denkleistung und Deprenyl als Medikament gegen Alterung.
Besonders bedenklich sei das Angebot eines Internet-Versenders, der das
Antiepileptikum Phenytoin als Präparat zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
anbietet. Munter: "Phenytoin hat eine enge therapeutische Breite, überdosiert kann
das Medikament tödlich wirken." Kurios ist dagegen der Fall eines
Internet-Versenders, der seinen Kunden Viagra versprach, in Wirklichkeit jedoch
blaugefärbte Pfefferminzpastillen der Marke Fisherman´s Friend versendete.
Allen Online-Angboten gemein sei die mangelhafte Seriosität, sagte Munter weiter.
Regelmäßig würden falsche Indikationen angegeben, die Qualität der Produkte sei
zweifelhaft und deutschsprachige Patienteninformationen fehlten regelmäßig.
Nach Meinung der Ärzteschaft machen die Verantwortlichen in Deutschland den
Internet-Versendern das Leben zu leicht. So habe die pharmazeutische Industrie
bislang keine Erklärung zu dem Problem abgegeben, vom Bundesministerium für
Gesundheit fehle ebenfalls eine öffentliche Stellungnahme und auch das
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte schweige. Die
Bundesärztekammer will deshalb jetzt unter anderem auf ihrer Internet-Homepage
über die Gefahren des Arzneimittelhandels im Worldwide Web aufklären.
PZ-Artikel von Daniel Rücker, Düsseldorf
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