Politik
Jetzt machen die Krankenkassen ernst mit den von Pharmaverbänden
immer wieder kritisierten Strukturverträgen. Als erste Kassenart verhandeln
die Spitzenverbände der Ersatzkassen mit der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV) über eine bundesweite Rahmenvereinbarung für die
von ihnen entwickelten Medizinischen Qualitätsgemeinschaften. Den Rahmen
sollen dann die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Landesvertretungen
der Ersatzkassen mit Strukturverträgen ausfüllen und so den in Hessen und
Schleswig-Holstein bereits seit geraumer Zeit erprobten
Qualitätsgemeinschaften zum bundesweiten Durchbruch verhelfen.
Im Entwurf für die Rahmenvereinbarung sind die Merkmale definiert, die eine Gruppe
von niedergelassenen Ärzten aufweisen muß, um als Medizinische Qualitätsgemeinschaft
(MQ) anerkannt werden zu können. Aus Sicht der Apotheker besonders interessant:
Die Ärzte müssen sich mit Hilfe von Qualitätszirkeln Richtlinien für eine "Optimierung
der Pharmakotherapie" erarbeiten, die dann für die Mediziner mehr oder minder
verbindlich sind. Von einer systematischen Beteiligung der Apothekerschaft oder der
pharmazeutischen Industrie ist allerdings nirgendwo die Rede.
Direkt betroffen dürften Apotheker und Hersteller auch von den kombinierten Budgets
sein, die ebenfalls Kennzeichen einer MQ sind: Je mehr die Ärzte bei den veranlaßten
Leistungen sparen, desto höher fällt ihr zusätzliches Honorar aus.
In der Rahmenvereinbarung heißt es dazu, daß der zusätzliche Aufwand für die
Mitglieder einer Qualitätsgemeinschaft durch eine quartalsweise Pauschale abgegolten
werde. Sie "ist als Anteil an dem erwarteten Einsparvolumen durch die Tätigkeit der
Qualitätsgemeinschaft im Bereich der veranlaßten Leistungen zu ermitteln und verbleibt
in jedem Fall der Qualitätsgemeinschaft, wenn und soweit ein entsprechendes
Einsparvolumen erreicht wird". Spätestens nach einem Jahr sei die Höhe der
Quartalspauschale "im Hinblick auf die tatsächlich erzielten Einsparungen zu überprüfen
und gegebenenfalls anzupassen".
PZ-Artikel von Hans-Bernhard Henkel, Bonn
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