Politik
Durch Einbindung der Krankenhausapotheker in das therapeutische
Konzept läßt sich ein größeres Sparpotential erschließen, als wenn die
Arzneimittelversorgung im stationären Bereich ausgelagert würde
(Outsourcing). Davon ist Georg Baum, Unterabteilungsleiter
Gesundheitsversorgung im Bundesgesundheitsministerium, überzeugt.
Insgesamt stünden den Krankenhäusern aber keine rosigen Zeiten ins Haus,
weil die Einnahmen der Krankenkassen rückläufig seien, erklärte er auf einer
Forum-Veranstaltung zum Thema Krankenhausmarkt 2000 in Königswinter.
Obwohl über die angehobene Zuzahlung 4,7 Milliarden DM für das System aktiviert
werden, müssen die Krankenhäuser nach Baums Darstellung ihr Leistungsspektrum auf
das medizinisch Notwendige reduzieren, nicht zuletzt, weil sie extrem unter der
Beobachtung der Kostenträger stünden. Zudem würden die Krankenkassen Strategien
entwickeln, um die Patienten besser durch das System zu steuern. Hierfür kauften sich
die Kassen bereits ärztliches Personal und damit Know-how ein.
Das Ende des Arzneimittelbudgets sei eine wesentliche Voraussetzung für die
Verhinderung von Fehleinweisungen, so Baum. Die GKV-Neuordnungsgesetze
enthielten als innovatives Element die Regelung, daß rückläufige Einweisungen auf das
Honorar geltend gemacht werden könnten. Künftig werde auch die Telemedizin an
Bedeutung gewinnen, weil dadurch Doppeluntersuchungen vermieden und Zweifelsfälle
schneller abgeklärt werden könnten. Die Krankenhäuser müßten sich zu
Dienstleistungszentren entwickeln, die auch die niedergelassenen Praxen in ihr Spektrum
einbeziehen. Jetzt müsse aber erst einmal die Krankenhausplanung reagieren und ihre
Kapazitäten richtig einschätzen sowie das Leistungsspektrum konsolidieren. Das
Krankenhaus wird nach Baums Einschätzung auch weiter ein Wachstumsmarkt bleiben.
Krankenhausapotheke ist mehr als nur Distributionszentrum
Die klassische Krankenhausapotheke habe als reines Distributionszentrum ausgedient,
erklärte Dr. Hugo Krämer, Präsident des Bundesverbandes Deutscher
Krankenhausapotheker. Das Arzneimittel werde auch im Krankenhaus erst durch die
Beratung und die Einbeziehung der Pharmaökonomie zu dem, was es ist. Logistik,
Service und Herstellung seien weitere Facetten des Dienstleistungsspektrums.
Entwicklung und Bereitstellung innovativer Produkte machten Heilverfahren und
erfolgreiche Behandlungen erst möglich. Durch die Einführung der H2-Antagonisten
seien beispielsweise Ulcus-Operationen weitgehend überflüssig geworden.
Trotz Preissteigerungen, Innovationen und Mengensteigerungen sei der Anteil der
Arzneimittel an den Gesamtkosten des Krankenhauses rückläufig. Der "sonstige
medizinische Bedarf" sei dagegen überproportional angestiegen. Die reinen
Arzneimittelkosten liegen demnach bei fünf bis sechs Prozent. Krämer sprach sich für
eine strenge Trennung der Vertriebswege für Krankenhausarzneimitttel und für
Arzneimittel in öffentlichen Apotheken.
Es sei von großem Vorteil, eine Versorgungsabteilung in örtlicher Nähe zum
medizinischen Geschehen und damit zum Patienten zu haben. Kurze Wege und eine
funktionierende Logistik, auch für die Notversorgung, seien durch eine eigene
Krankenhausapotheke sichergestellt. Dabei liegen die Unterhaltskosten (Personal,
Investition, Betrieb) einer Krankenhausapotheke unter einem Prozent der
Gesamtkosten des Krankenhauses. "Da bei einem Outsourcing für eine hochqualifizierte
Arzneimittelversorgung und Logistik auch Kosten anfallen, ist zu überlegen, ob man
kurzfristige Einsparungen von maximal einem Prozent der Gesamtkosten nicht später
teuer bezahlen muß", so Krämer.
Kritisch hinterfragt werden muß nach Krämers Meinung in jedem Fall der Slogan
"ambulant vor stationär". Krankenhausärzte kennen eine große Zahl von ambulanten
Patienten, deren Gesundungen keine Fortschritte machen und die erst im Krankenhaus
erfolgreich behandelt werden. Insofern müsse immer auch von einer "Fehlbelegung" bei
der ambulanten Versorgung gesprochen werden.
PZ-Artikel von Gisela Stieve, Königswinter
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