Politik
Am 16. Juni 1998 konnten Rainer Lorenzen, Geschäftsführer des
Rechenzentrums nordrhein-westfälischer Apotheker in Haan, zusammen mit
dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates Günter Bartels, erstmals die
SPD-Bundestagsabgeordneten und Mitglieder der SPD-Arbeitsgruppe
Gesundheit, Regina Schmidt-Zadel und Professor Dr. Martin Pfaff, im
Rechenzentrum begrüßen. Ziel des Besuches war es, die SPD-Abgeordneten
über die Möglichkeiten der Verarbeitung von Abrechnungsdaten im
Apothekerrechenzentrum zu unterrichten.
Nicht ohne Eindruck bei den SPD-Abgeordneten blieb der Hinweis des
Rechenzentrums, bei dem 55 Prozent der nordrhein-westfälischen Apotheken
abrechnen, daß bereits am 18. des Folgemonats eine Verordnungsanalyse des
Vormonates für den einzelnen Arzt erstellt werden kann, wenn er daran interessiert
ist. Wenig Verständnis hatten die Abgeordneten dafür, daß die Ärzte nur vereinzelt
von diesem Angebot Gebrauch machen. Auch die Möglichkeit für die Patienten, eine
Aufstellung ihrer Zuzahlungen vom Rechenzentrum über die Einzelapotheke zu
bekommen, um Überforderungsklausel oder Härteregelung in Anspruch nehmen zu
können, wurde als offensiver Verbraucherschutz von den Politikern gewürdigt.
Der Präsident des Apothekerkammer Nordrhein, Rudolf Mattenklotz, und der
Verbandsvorsitzende, Horst E. Nettesheim, forderten aufgrund der schlechten
Einbindung der Apotheker die Politik auf, die Apotheker besser in das
Gesundheitssystem einzubeziehen. Notfalls per Gesetz, wenn es über die
Selbstverwaltung an den Widerständen der Ärzte scheitern sollte. Mattenklotz
betonte, daß die intensivere, verantwortliche Einbindung der Apotheker in das
Versorgungssystem nicht nur für das System ökonomische Entlastung bringen wird
sondern auch für den Patienten mehr Lebensqualität bedeuten könnte.
Pfaff sieht die Notwendigkeit, daß die Apotheke ihre Funktion genauer und
offensiver definieren muß, zumal der Druck auf die Apotheken zunehmen wird.
Seiner Meinung nach steht allerdings außer Frage, daß die Apotheke in einem
integrativen Versorgungskonzept effektiven Patientenschutz leisten, der durch eine
stärke Einbindung der Apotheken noch optimiert werden könnte. Auch die
Auffassung, daß in einem arbeitsteiligem System nicht alles von den Krankenkassen
erledigt werden sollte, wurde von den SPD-Gesundheitspolitikern geteilt.
Die Nische, die die Apotheken ausfüllen könnten und sollten, ist nach Meinung aller
Gesprächspartner die Auswertung der Daten. Daran müßten auch die
Krankenkassen und die Ärzte interessiert sein, so die Auffassung der SPD-Politiker.
Sie ließen keinen Zweifel daran, daß sie bei einer Übernahme der Regierung, die
Übermacht der Ärzteorganisationen brechen wollen und das System für die
Apotheker öffnen werden: "Die Apotheker gehören an den Tisch und nicht an den
Katzentisch!" Ziel der SPD-Gesundheitspolitik: eine gerechtere, optimiertere und
bessere Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitswesen zum Nutzen des
Patienten.
PZ-Artikel von Hartmut Morck, Haan
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